Kaum hat man den Weihnachtsbraten verdaut und die Feiertage überstanden, steht auch schon das neue Jahr vor der Tür. Und mit all seinen Traditionen kommt auch eine daher, die immer wieder aufs Neue diskutiert wird: Neujahrsvorsätze. Von vielen gehasst, versuchen doch nur allzu viele Menschen, diese dennoch direkt ab dem Neujahrstag umzusetzen. Eine bessere Ernährung, mehr Bewegung, mit schlechten Angewohnheiten aufzuhören und, und, und. Wie wir alle wissen, halten nur die Wenigsten diese Vorhaben durch und spätestens Ende Januar sind alle guten Vorsätze auch schon über den Haufen geworfen.
Kategorie: Arbeitsalltag Seite 2 von 12
Auch, wenn der Dezember oftmals mit viel Stress verbunden ist, so erwärmt der Gedanke an diese Zeit stets mein Herz. Insbesondere sind es die Adventszeit und das Weihnachtsfest selbst. In meinen Erinnerungen und Gedanken sehe ich dann die vielen Lichter in der dunklen Zeit, rieche die Gerüche – speziell aus dem Backofen, in dem das Weihnachtsessen oder Kekse vor sich hin backen -, höre die Musik, sehe die Dekorationen, spüre die Wärme des Hauses, während es draußen eisig kalt ist, sehe den Adventskalender und, und, und.
Ich muss hier mal ein bisschen meinem Ärger und auch meiner Enttäuschung Luft machen. Denn eine Sache, der ich überwiegend mit Vorfreude entgegenblickte, hat sich inzwischen mehr oder weniger als Enttäuschung erwiesen. Dabei handelt es sich um Tablets, die uns Fremdsprachenlehrkräften seit diesem Schuljahr zur Verfügung stehen.
Natürlich wurde uns wärmstens ans Herz gelegt, diese auch recht bald im Unterricht einzusetzen. Erst war ich etwas unsicher, wie ich dieses Medium sinnvoll einsetzen könnte. Aber als ich dann Ideen hatte, war ich gespannt auf den ersten Einsatz in einigen meiner Klassen. Ich hoffte, dass die Schüler*innen genauso interessiert daran sein würden wie ich.
Kommt Ihnen der obenstehende Satz ebenso bekannt vor wie mir? Wenn ja, dann werden Sie auch wissen, dass aus „wenn ich mal Zeit habe“ ganz schnell „nie“ wird. Dabei strömen von überall her so viele tolle Ideen auf uns ein. Dabei geht es mir so, dass, sobald ich etwas höre, sehe, lese, was auch nur ansatzweise von Interesse für meinen Unterricht sein könnte, sich die Rädchen in meinem Gehirn zu drehen beginnen.
Bis sie dann irgendwann stoppen.
Und warum tun sie das? Natürlich, weil es wieder mal an der nötigen Zeit hapert. Denn diese tollen Ideen müssen schließlich von meinem Kopf in die Realität beziehungsweise in etwas Brauchbares übertragen werden. In der Regel ist für diesen Prozess allerdings auch eine Form von Recherche nötig, zumindest aber das Erstellen von Materialien.
Ressourcenmangel
Spreche ich von „Ressourcenmangel“, meine ich hiermit nicht den Mangel an finanziellen oder personellen Mitteln, unter welchem Schulen so oft zu leiden haben. Ich meine damit etwas ganz anderes.
Keine Zeit…
Die Ressource, die für das Übertragen unserer Gedanken und Ideen in etwas Brauchbares vonnöten ist, ist diejenige, von der wir, gefühlt, am wenigsten haben: Zeit.
So geht es mir zumindest. Denn bevor ich die Zeit aufbringen kann, um über etwas (für mich) Neues zu recherchieren und/oder Materialien für besondere Aufgaben zu erstellen, die sich nicht an einem Lehrwerk oder Ähnlichem orientieren oder diesem entnommen wurden, muss erstmal alles andere erledigt sein. Also: Erst die Pflicht, dann die Kür. Erledige ich meine Aufgaben nicht in dieser Reihenfolge, bin ich mit meinen Gedanken erfahrungsgemäß nicht ganz bei der Sache. Schließlich ist ja ein zentraler Aspekt noch nicht von der To do-Liste gestrichen.
Das Erledigen meiner anderen Aufgaben wie die grundlegende Unterrichtsplanung, das Konzipieren von Klassenarbeiten/Klausuren/Tests et cetera, deren Korrektur/Bewertung und so weiter erfordern aber oftmals derart viel Zeit, dass mir für Besonderes zumeist keine oder zumindest kaum Zeit bleibt.
Das finde ich sehr frustrierend.
Dies wurde mir in der vorletzten Woche wieder einmal vor Augen gehalten. Denn da nahm ich an einer zweitägigen Fortbildung statt, in deren Rahmen erneut Interessantes vorgestellt und auf mir neue Tools verwiesen wurde. Nur allzu gern würde ich mehr darüber in Erfahrung bringen. Aber wie?
…und keine Energie
Eine Kollegin erzählte mir, dass sie aus diesem Grund abends oftmals länger in der Schule bleibt, um im Internet zu recherchieren und dabei idealerweise auf Interessantes und Neues zu stoßen. Die Idee finde ich grundsätzlich gut, aber hier kommt eine weitere Ressource ins Spiel, die wichtig ist, an der es mir aber – speziell abends – ebenfalls oft mangelt: Energie. Nach einem langen Schultag fällt es mir nämlich oft schwer, mich noch allzu lange auf anspruchsvolle Aufgaben zu konzentrieren. Schönes speziell für die Oberstufe zu finden, wird dadurch erheblich erschwert.
Auch kenne ich einige Kollegen*innen, die so viel Zeit und Arbeit in ihren Unterricht investieren, dass sie dabei aber auch erheblich an Schlaf und damit einhergehend Energie einbüßen. Das ist mir nicht möglich. Zum einen merke ich in letzter Zeit, dass ich diese Kraftreserven nicht mehr oder zumindest augenblicklich nicht habe. Allerdings bin ich auch nicht dazu bereit, derart Raubbau an meiner eigenen Gesundheit zu treiben, nur um meinem Unterricht stetig Neues und Interessantes hinzufügen zu können.
Was tun?
Folgende Frage stellt sich also: Wie schafft man es in der zur Verfügung stehenden Zeit, die eigenen Aufgaben zur persönlichen Zufriedenheit zu erledigen und zusätzlich noch nach Neuem zu recherchieren, was idealerweise (direkt) in den eigenen Unterricht integriert werden kann, ohne die eigenen Energiereserven vollends auszuschöpfen?
Derzeit habe ich noch keine echte Antwort auf diese Frage gefunden. Zumindest versuche ich, meinen Unterricht so ansprechend und interessant wie möglich zu gestalten. Ich habe den Eindruck, dass mir das auch immer besser gelingt. Zumindest habe ich in letzter Zeit viele positive Rückmeldungen erhalten. Und das ohne vorherige Nachfrage nach Feedback.
Abschließend…
In den vergangenen Artikeln habe ich viel darüber geschrieben, wie stark die Arbeit mich vereinnahmte. Inzwischen merke ich, dass es langsam besser wird. Das liegt nicht nur daran, dass die zusätzliche Klasse nun von der anderen Lehrkraft übernommen wurde (mehr dazu unter: „Geht das schon wieder los??? oder Ich hätte es besser wissen müssen…“), sondern auch an meiner generellen Gefühlslage. Ich fühle ich mich langsam besser und so langsam kommen auch wieder die Ideen zurück.
Inspirationen fallen wieder auf fruchtbaren Boden. Anstatt nur stumpf und passiv das vom Schulbuch Vorgeschlagene umzusetzen, weil für mehr keinerlei Energie – geschweige denn Zeit – zur Verfügung stand, werde ich wieder kreativer. Die Rädchen in meinem Gehirn beginnen sich wieder zu drehen. Und noch wurden sie dabei nicht unterbrochen. Dementsprechend beginnt auch die Hoffnung wieder in mir zu keimen. Nämlich die, Neugelerntes oder Entdeckungen nicht nur irgendwo niederzuschreiben oder abzuheften, um deren Fortführung auf später verschieben zu müssen, sondern diese tatsächlich weiter vertiefen und sogar in etwas für meinen Unterricht Nützliches umsetzen zu können.
Ein Daumendrücken Ihrerseits könnte ich da auf jeden Fall gebrauchen. Über meine Fortschritte werde ich Sie wie immer auf dem Laufenden halten.
Abbildungsverzeichnis:
- Abbildung 1: „Das mache ich, wenn ich mal Zeit habe“ (Quelle: Anke Spiekermann), unter: https://www.anke-spiekermann.de/das-mache-ich-wenn-ich-mal-zeit-habe/ (Zugriff: 19.11.2023)
Erinnern Sie sich noch, dass ich zu Beginn des letzten Schuljahrs völlig überraschend eine weitere Klasse übernehmen musste? (Wenn nicht oder Ihnen dies neu ist, dann finden Sie mehr dazu in den Artikeln: „Neues Schuljahr, neues Glück?!“ und „Wie meine Woche war? Woher soll ich das wissen?“) Dabei handelte es sich noch dazu um einen Oberstufenkurs, genauer aus der Jahrgangsstufe 11. Die Masse an zusätzlicher Arbeit, die dadurch natürlich auf mich zukam, kann man sich vorstellen. Dadurch war das Schuljahr 2022/23 natürlich extrem arbeitsintensiv und zum Aufladen meiner Energiereserven benötigte ich dieses Mal ausgesprochen lange.
Wer meine Blogbeiträge schon seit Längerem liest, dem wird mit Sicherheit aufgefallen sein, dass ich bereits seit einiger Zeit nichts mehr auf Lærari.com veröffentlicht habe. Genauer gesagt, seit Mitte Mai diesen Jahres. Angefangen hat dies mit dem Bewusstsein, dass ich eine kleine Pause brauchte. In der Zeit war in der Schule furchtbar viel angefallen und ich kam kaum zum Durchschnaufen.
Danach wollte ich dann direkt hier weitermachen. Das war mir aber nicht möglich. Sowohl psychisch als auch physisch war ich dazu nicht in der Lage. Ich war wie blockiert und fand weder die nötige Energie um zu schreiben noch die richtigen Worte. Und so wurden aus den geplanten Wochen Monate. Immer mehr Monate…
In mehreren meiner letzten Posts habe ich von der hohen Arbeitsbelastung berichtet, mit der ich dieses Schuljahr zu kämpfen habe. (Mehr dazu in den Artikeln: „Wie meine Woche war? Woher soll ich das wissen?“, „Ausnahmezustand – Das Arbeiten für die Schule hat Überhand genommen“, „Update: Kampf gegen das Chaos“ und „Und dann ging gar nichts mehr…“) So sehr ich hier darüber gejammert habe, so wenig habe ich dieses Thema in der Schule aktiv angesprochen. Was sollte es auch bringen? Die anderen Lehrkräfte meines Fachbereichs haben ja mehrheitlich ebenfalls mit dem selben Problem zu kämpfen. Viele mussten, so wie ich, extra Stunden übernehmen, um den Lehrer*innenmangel auszugleichen.
Mein letzter Artikel mit dem Titel „Endgegner: Korrekturen oder Der Kampf gegen das Korrekturmonster“ handelte von ebenjenem Wesen, welches sich an meinem bei der Korrektur oftmals empfundenen Leid zu laben scheint. Denn ich kann mir nicht helfen: Ich kann Korrekturen nicht ausstehen. Außer in seltenen Fällen.
Das ist beispielsweise dann so, wenn ich ein wirklich gelungenes Exemplar einer Klausur oder Klassenarbeit vor mir liegen habe, die Verwendung der jeweiligen Sprache besonders schön ist oder aber, wenn ich die Fortschritte einer Person erkennen kann. Wenn ich denn die Zeit dazu habe, dies überhaupt zu wertschätzen.
Denn darum geht es wohl eher. Mein Hauptproblem liegt wohl viel mehr in der Menge, die es in der Regel zu korrigieren gilt. Wären es nur einige Exemplare, so würde mir die Korrektur eventuell sogar Freude bereiten. Vor allem dann, wenn ich wirklich Zeit für hilfreiche Anmerkungen etc. hätte. Denn Zeit ist bei uns Lehrkräften ja häufig Mangelware. Weil ich aber eben nicht nur einige wenige Klausuren oder Klassenarbeiten zu korrigieren habe, möchte ich diese Arbeit einfach nur so schnell wie möglich hinter mich bringen.
Korrekturen. Wer sie genau so wenig schätzt wie ich, der wird sich im Folgenden sicherlich wiederfinden. Oftmals kommen mir langwierige Korrekturen nämlich so vor, als würde ich mich Auge in Auge mit einem Monster befinden. Dem „Korrekturmonster“. Dieses will mir nicht direkt etwas Böses, es erfreut sich „lediglich“ an meinem Leid…
Fortbildungen, ein zweischneidiges Schwert
Fortbildungen. Dieses Wort trifft nicht bei allen Lehrkräften auf Gegenliebe. Speziell dann nicht, wenn der Mehrwert dieser Fortbildungen den Teilnehmern*innen kaum ersichtlich ist. Ich habe bereits an Fortbildungen teilgenommen, bei denen es auch gereicht hätte, das Ganze als .pdf in Form einer E-Mail zu versenden. Und obwohl ich den Austausch mit anderen Lehrkräften sehr schätze, so erschloss sich mir der Mehrwert jener Präsenzveranstaltungen nicht. Im Endeffekt kam es mir doch eher als Zeitverschwendung vor.