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Zuvor ein kurzes Wort zur Erklärung: Dieser Artikel stammt aus den Tagen kurz vor Beginn der vergangenen Sommerferien. Wie Sie dem Artikel entnehmen können, war ich zu der Zeit schon am Ende meiner Kräfte und mehr als ferienreif. Aus diesem Grund habe ich zu dieser Zeit auch nichts mehr hier auf Lærari.com veröffentlicht. Und obwohl ich diesen Artikel zu jener Zeit begonnen hatte, schaffte ich es nicht, ihn dann auch zu vollenden. Ich möchte Ihnen diesen Text aber dennoch nicht vorenthalten, da er eine aktuell recht häufige Tendenz behandelt – der bloßen Fokussierung auf Noten seitens eines nicht unerheblich großen Teils der Schülerschaft. Ich wünsche viel Freude beim Lesen.

Der Stress ist vorüber und die Ideen kehren zurück

Es ist jetzt schon wieder eine Weile her, dass ich mich hier auf Lærari.com zu Wort gemeldet habe. Und wie auch bei den letzten beiden Malen, bei denen ich eine längere Pause einlegen musste, war diese nicht geplant. Aber es ging einfach nicht anders. Der Schulstress hatte auch dieses Mal wieder überhand genommen. Meine Energiereserven waren dadurch einfach zu leer, um mich nach der Schule oder am Ende der Woche noch hinsetzen zu können, um noch etwas zu schreiben. Mein Kopf war oft auch zu beschäftigt, um noch Ideen für neue Artikel zu finden.

Nun habe ich aber bereits meine letzten Unterrichtsstunden absolviert. Die Aufsichten von Abiturklausuren und des Diplôme national du Brevet, welches ungefähr dem deutschen Realschulabschluss entspricht, die Korrektur der Ergebnisse von ebendiesen Prüfungen sowie mündliche Prüfungen sind ebenfalls geschafft und die Notenkonferenzen erledigt. Nun stehen für mich nur noch letzte Treffen mit Arbeitsgruppen an. Der allgemeine Stress legt sich also so langsam. Und gleichzeitig merke ich, wie die Ideenschmiede in meinem Kopf so langsam wieder zu sprudeln beginnt.

Intrinsische Motivation: Fehlanzeige?

Ebendiese Feststellung hat mich zum Thema dieses Artikels gebracht: der intrinsischen Motivation. Denn nun schreibe ich ja bereits seit mehreren Jahren hier und obwohl ich bisher leider nur wenige Leser*innen für meine Inhalte habe begeistern können, bin ich nach wie vor motiviert, Texte zu schreiben und zu veröffentlichen. Letzten Endes geht es nicht darum, eine möglichst große Leserschaft anzuziehen – auch wenn es mich natürlich freuen würde, viele Menschen erreichen und idealerweise auch unterstützen zu können -, sondern darum, dass ich meine Gedanken und Ideen vermitteln kann – egal wieviele Menschen diese dann letzten Endes zu Gesicht bekommen.

Diese Freude am Ausführen einer Sache ohne eine Art der Belohnung vermisse ich vermehrt bei meinen Schülern*innen. Gibt es keine Noten, wird es immer schwieriger, viele von ihnen noch zu irgendetwas zu motivieren. Dies habe ich dieses Jahr insbesondere durch zwei Aspekte feststellen müssen: 

Unbenoteter Extraunterricht

Zum einen hatte ich in diesem Schuljahr zwei neunte Klassen, die Teil eines neuen „Programms“ waren, bei dem sie neben dem generellen Unterricht wöchentlich zwei weitere Englischstunden hatten – eine weitere Stunde Englischunterricht und eine Stunde in einem nichtsprachlichen Fach auf Englisch – und das unbenotet. Ursprünglich sollten die Schüler*innen, die an diesem freiwilligen Zusatzprogramm teilnahmen, in Extragruppen eingeteilt werden. Schlussendlich hatten aber komplette Schulklassen diese Extrastunden, inklusive der Lernenden, die grundsätzlich keine Lust auf Schule haben. (Ich berichtete: „Gute Idee, schlechte Ausführung“). Sie können sich vorstellen, dass das nur suboptimal verlief. Und das leider bis zur letzten Stunde…

Desinteresse für eine Verbesserung des Abiturzeugnisses

Aber auch dann, wenn Extraarbeit belohnt würde, ist die Motivation derzeit nur gering. Das zuvor beschriebene Programm soll im nächsten Schuljahr auf die Oberstufe ausgeweitet werden. In der Oberstufe wird es Noten geben und bereits ab einer Note von 12 von 20 Notenpunkten wird auf dem späteren Abiturzeugnis verzeichnet, dass es sich um ein Europazeugnis handelt. 

Ich hatte in diesem Jahr nur eine klassische neunte Klasse, also mit Noten. Von den 25 Schülern*innen dieser Klasse konnte ich lediglich vier (!) Personen für dieses Zusatzprogramm motivieren. Und eine davon wäre noch fast wieder abgesprungen. Alle anderen Schüler*innen dieser Klasse – auch die, die ein sehr gutes Englischniveau haben und über das Schuljahr hinweg ein deutliches Interesse an der Sprache gezeigt haben – waren in keiner Weise interessiert. 

Zwei Stunden Unterricht mehr und schon schwindet das Interesse. Und selbst der Umstand, dass sie sich dadurch später im Bewerbungsverfahren höchstwahrscheinlich besonders hervorheben könnten, scheint nicht zu interessieren. Dies spiegelte sich allerdings auch im allgemeinen Unterrichtsgeschehen wider: Denn auch dort konnte ich über das Schuljahr hinweg ein mangelndes Interesse dafür feststellen, über die Basics hinausgehen zu gehen.

Enttäuschung… und auch Erschöpfung

Mich hat dieses mangelnde Interesse, mal etwas mehr zu tun, dieses Jahr besonders enttäuscht. Gibt es keine Noten, so wird auch nicht mehr Zeit in die jeweilige Sache investiert. Und selbst bei Noten, heißt das nicht immer, dass mehr dafür getan wird. Die Mehrzahl der Schüler*innen meiner klassischen neunten Klasse war insgesamt kaum am Lernen interessiert. Dementsprechend lustlos saßen einige im Unterricht. Egal, wie sehr ich mich bemühte, diesen soweit möglich interessant zu gestalten. Lernen mussten sie ja doch selbst und das schien für einige schon zu viel.

Natürlich sind mir desinteressierte Schüler*innen nicht unbekannt. Immer schon gab es Schüler*innen, die sich nicht für das Lernen interessieren. Aber in diesem Jahr schien mir deren Zahl ungewöhnlich hoch. Und leider hatte ich auch in meinen Secondes (zehnte Klassen) und einer meiner Premières (elfte Klassen) deutlich mehr Schüler*innen, die kaum zu motivieren waren.Nicht selten ging ich aus dem Unterricht mit einem enttäuschten und ebenfalls demotivierten Gefühl heraus. Es laugte mich oft aus.

Doch mir ist auch bewusst geworden, dass ich mich von dieser mangelnden Motivation einiger Schüler*innen – mal mehr, mal weniger – nicht von meinem Bestreben, ihnen das Englische beizubringen beziehungsweise sie ihre Englischkenntnisse weiter auszubauen, abbringen lassen darf. So heterogen die Schülerschaft nun einmal ist, so unterschiedlich sind auch deren Interessen – und dazu zählt auch das Interesse für Schule und natürlich für das Erlernen der englischen Sprache. Dementsprechend ist es am wichtigsten, dass ich mir immer wieder aufs Neue zum Ziel setze, meinen Unterricht so zu gestalten, dass theoretisch für alle etwas dabei ist. Ob die Schüler*innen es dann annehmen oder nicht, das hängt dann von ihnen an. Wenn einige es dann aber nicht tun, darf das kein Argument sein, um aufzugeben – „Weitermachen“ ist die Devise.

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