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In der vergangenen Woche berichtete ich insbesondere von einem Vorfall, der sich in einer Schule in Frankreich zugetragen hat. Dabei wurde ein Sportlehrer im Rahmen des Unterrichts vor den Augen seiner Schüler*innen zunächst beleidigt und dann so stark geschubst, dass er zu Boden ging. In dem betreffenden Artikel „Kein Respekt vor Lehrern*innen… – Unfassbarkeit“ schrieb ich auch, dass dieses Verhalten deutlich zeigt, wie sehr die Würde dieses Lehrers missachtet wurde. Man kann schon sagen, dass er als minderwertig betrachtet wurde, wenn ein derartiger Angriff auf ihn als gerechtfertigt angesehen wurde.

Obwohl es sich hierbei nicht um einen Einzelfall handeln soll, so kann dieser Vorfall dennoch als Extremsituation erachtet werden. Nichtsdestotrotz spiegelt dieses Ereignis dennoch eine Realität wieder, die sich in verschiedenen Formen zeigt: der Trend dahin, dass der Tätigkeit einer Lehrkraft zunehmend mit weniger Achtung begegnet wird. Immer mehr wird auch abwertend über diesen Beruf gesprochen.

Nicht nur außerhalb der Schulmauern…

Nicht nur außerhalb von Schulen wird der Beruf einer Lehrkraft vermehrt als weniger wichtig betrachtet. Selbst innerhalb der Schulmauern kann dies geschehen. In so einem Fall geht dies unglaublicherweise nicht selten von der Schulleitung selbst aus. Nur selten erhalten Lehrer*innen positives Feedback von dieser. 

In meiner bisherigen Karriere habe ich nur an einer einzigen Schule erlebt, dass der Schulleiter persönlich die Lehrer*innen lobte. Hörte er etwas Positives über den Unterricht einer Person, so richtete er dies aus. Dafür bin ich auch im Nachhinein noch sehr dankbar.

An der Mehrzahl der Schulen verläuft das Geschehen jedoch folgendermaßen: Solange alles gut läuft und keine Beschwerden kommen, wird alles so belassen, wie es ist. Ohne jegliche Rückmeldung – aber auch ohne Rückhalt. Denn in der Regel hört man als Lehrperson erst dann etwas von der Schulleitung, wenn es Probleme gibt. Oftmals wird erwartet, dass die Lehrkraft zu funktionieren hat. Tut sie dies nicht oder nicht mehr, so wird dann nicht immer unbedingt sanft mit dieser umgegangen. Was dies mit der betroffenen Person macht, darauf wird nur in seltenen Fällen Acht gegeben. In einer problematischen Situation ist dies für die betroffene Lehrkraft jedoch nur kontraproduktiv. Der (zusätzliche) innere Stress, der hierdurch verursacht wird, hilft dieser nicht, das Problem zu lösen.

Aus diesem Grund sollten wir Lehrkräfte selbst Strategien finden, wie wir mit negativem Feedback umgeben können – egal aus welcher Richtung dieses stammt.

Negatives Feedback relativieren

Oftmals tendiert man allzu schnell dazu, einen schlechten Kommentar über den eigenen Unterricht so sehr stark in den Fokus zu stellen, dass die vielen positiven Kommentare in den Hintergrund geraten. Wir sollten uns auch stets darüber bewusst werden, von wem das schlechte Feedback stammt. Wird dieses im Rahmen eines Kurses geäußert, welcher insgesamt keine Lust zum Arbeiten hat und in welchem auch die interessantesten Ideen nicht funktionieren wollen, da die Schüler*innen nur mit Ablehnung reagieren, so kann man diese Aussage(n) getrost ignorieren.

Erkennt man dennoch einen gewissen Wahrheitsgehalt in der geäußerten negativen Kritik, so sollte man versuchen, diesen aus dem Negativkommentar herauszufiltern. Daraufhin kann man diesen Aspekt, wenn möglich, in der Zukunft im Rahmen des eigenen Unterrichts stärker in Betracht ziehen. Oftmals sind wir uns ja auch bewusst, inwiefern das eigene Unterrichten noch ausbaufähig ist.

Was wir auf jeden Fall verhindern müssen, ist es, diese Kritik persönlich zu nehmen. Schüler*innen können manchmal nur allzu direkt sein und manch eine Äußerung kann einem auch schon mal sauer aufstoßen. Auch sollten wir vermeiden, uns von extrem negativen Aussagen aus der Bahn werfen zu lassen. Das gilt nicht nur für Kommentare seitens unserer Schüler*innen. Auch Elternbeschwerden können einen mal hart treffen. Diese beschweren sich meist aus der Motivation heraus, jegliche Hürde aus dem Weg räumen zu wollen, die den Erfolg ihres Kindes verhindern könnte. Stichwort: Helikopter- oder Rasenmähereltern… Auch deren Kommentare haben nichts mit Ihnen persönlich zu tun.

Eine Box für schwere Zeiten

Da wir als Lehrer*innen oft nur wenig Rückmeldungen erhalten und wenn, dann eher zu dem Zeitpunkt, wenn sich jemand beschweren möchte, sollten wir positives Feedback besonders wertschätzen. Diesen Aspekt habe ich auch bereits in meinem Artikel „Arbeiten für die Ewigkeit – Der Einfluss einer Lehrkraft“ angeschnitten. Wenn sich beispielsweise ehemalige Schüler*innen oder solche, die man im nachfolgenden Jahr (wahrscheinlich) nicht mehr unterrichten wird, bei einem bedanken, so sollten wir dies unbedingt in Erinnerung behalten. Gerade dann, wenn dies schriftlich geschieht, kann dies für Nachfolgendes besonders hilfreich sein.

Im Rahmen meines Studiums wurde uns nämlich in einem Seminar der Erziehungswissenschaften empfohlen, eine Box für schlechte Zeiten anzulegen. In dieser könnten wir Objekte kombinieren, die uns an schlechten Tagen wieder aufbauen könnten. In diese könnte man Dinge legen, die einem ein gutes Gefühl geben, wie ein schönes Buch, Schokolade oder ähnliches. Ich empfehle diesbezüglich, hier auch beziehungsweise insbesondere Nachrichten von ehemaligen Schülern*innen aufzubewahren. Das können ausgedruckte Emails, Briefe oder ähnliches sein. Es ist soviel wert, wenn man einmal einen schlechten Tag hatte und gar zu sehr an sich selbst zweifelt. Eine solche Box könnte somit als Trostspender im Regal oder in einer Schublade verweilen, um in äußersten Fällen dann hervorgezogen zu werden.

Abschließend…

Unser Alltag als Lehrkraft ist nicht immer einfach und auch nicht alle Lernenden lieben uns und unseren Unterricht. Gleiches gilt für Eltern, die Schulleitung und so weiter. Von allen geliebt zu werden, ist aber auch nicht das Ziel. Dennoch kann die Äußerung von negativem Feedback mitunter so geschehen, dass uns dies sehr trifft. Die Menschen, die dieses äußern, sind sich oftmals gar nicht bewusst, was dies in uns auslöst.

Aus diesem Grund ist es wichtig, dass wir uns mit Strategien ausrüsten, wie wir mit diesen harschen Formen von Kritik umgehen. Das Relativieren von Negativfeedback und das Erstellen einer Box für schwere Zeiten sind derartige Methoden. Am wichtigsten ist jedoch, wie zuvor gesagt, dass wir uns von diesen Kommentaren nicht aus der Bahn werfen lassen. In einem Alltag, in welchem meiner Erfahrungen nach nur wenig auf die Gefühle der Lehrer*innen geachtet wird, sollten wir uns deshalb umso mehr um unser eigenes Wohlbefinden kümmern. Denn unsere innere Stärke ist in solchen Momenten unsere beste Waffe und die gilt es zu pflegen, damit diese auch in Zukunft einsatzbereit bleibt.

Abbildungsverzeichnis:

  • Abbildung 1: eigene Darstellung

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