Langzeitwirkungen des Lehrer*innentuns
Bereits mehrmals habe ich mich auf diesem Blog zu berühmten Zitaten geäußert. (Siehe hierzu beispielsweise „So gut werde ich doch niemals… – Von Selbstzweifeln“ oder „Von der Lehrkraft als Wundertäter*in…“.) Das heutige Zitat stammt vom US-amerikanischen Historiker und Kulturphilosophen Henry Brooks Adams (1838-1918). Zwar hat er nicht ganz einwandfrei gelebt, nichtsdestotrotz hat er sich in solcherart zum Wirken einer jeden Lehrkraft geäußert, dass ich seine Aussage nicht ignorieren möchte. Denn er meinte einst: „Ein Lehrer arbeitet für die Ewigkeit. Niemand kann sagen, wo sein Einfluß endet“.
Eine wohltuende Email
Der Beruf einer Lehrkraft ist oftmals ein undankbarer Job. Nur selten erfahren wir Lob. Wenn es hingegen etwas zu kritisieren gibt – auch wenn es gar nicht den Tatsachen entspricht -, dann kommt dies direkt mit voller Wucht. Zumeist stammt die Kritik von den Eltern. Alles positive, das man bis zu diesem Zeitpunkt getan hat, scheint vergessen. Dies kann schnell frustrierend wirken.
Umso wohltuender ist es dann für uns Lehrkräfte, wenn wir ein positives Feedback bekommen. In dieser Woche habe ich eine Email von einer ehemaligen Schülerin erhalten, die mich sehr berührt hat. Diese Schülerin hat im letzten Jahr ihren Abschluss gemacht. In dieser Nachricht gab sie mir zum einen ein Update über ihre derzeitigen Studien, zum anderen wollte sie mir jedoch auch danken. Sie berichtete, dass ihr mein Unterricht stets sehr viel Freude bereitet hat und sie mit großer Begeisterung in meinem und für meinen Unterricht gelernt habe. Des Weiteren berichtete sie mir, dass sie weiterhin ihre Englischkenntnisse ausbaue.
Als Lehrkraft arbeitet man mitunter etwas ins Blaue hinein. Man kann nicht in die Köpfe der Schüler*innen schauen, um zu wissen, ob ihnen die Unterrichtsinhalte gefallen. Gerade bei eher introvertierten Lernenden, wie dieser Schülerin, ist dies der Fall. Zu erfahren, dass man zumindest eine Person mit dem Geplanten berührt hat, ist dabei viel wert für mich. Selbstverständlich heißt dies nicht, dass alle anderen Schüler*innen ebenso denken bzw. dachten wie sie, aber speziell in einem Beruf, in welchem wir wenig Lob erfahren, ist bereits das positive Feedback einer Person ein Gewinn.
Der Einfluss außerhalb der Schule
Dass ich diese Email nach Beendigung der Schulzeit der Schülerin an meiner Institution erhalten habe, zeigt den Wahrheitsgehalt des hier gewählten Zitats. Der Wert unserer Arbeit zeigt sich nicht nur auf kurze, sondern oftmals auf lange Sicht. Viele Menschen werden sich der positiven Arbeit einer Lehrkraft erst im Nachhinein bewusst. Im Verlauf der Schulzeit wird vieles viel mehr als gegeben betrachtet. Wenn die Schüler*innen dann im Berufsleben stehen bzw. studieren oder eine Ausbildung machen, bemerken sie oftmals wieviel ihnen der Unterricht einer bestimmten Lehrperson vermittelt und gegeben hat.
Unser Beruf ist somit wirklich einer, der auch noch viele Jahre später Einfluss auf das Leben einer Person haben kann. Sowohl im Positiven als auch im Negativen. Denn auch schlechte Erfahrungen im Rahmen eines Unterrichts können uns selbstverständlich prägen – und dies für lange Zeit. Dies sollten wir stets im Hinterkopf behalten. Das gilt beispielsweise für das Vermitteln von Regeln. Diese zu erlernen ist nicht für alle Lernenden einfach. Werden diese nicht eingehalten, so sollte hier nicht die Person sondern das Fehlverhalten bestraft werden – und dies muss auch der betroffenen Person klargemacht werden. Sonst kann dies schnell verletzend wirken, was ebenfalls negative Auswirkungen in der Zukunft haben kann. Nicht die Person sondern das Handeln wird bestraft.
Abschließend…
Da unser Unterricht und unser Umgang mit unseren Schülern*innen sowohl in positiver als auch in negativer Form prägen können, sollten wir uns stets bewusst sein, was wir mit unseren Worten und unserem Verhalten auswirken können. Wir sollten stetig mit der besten Intention an unsere Lernenden herantreten. Möchten wir verhindern, dass sie insbesondere die schlechten Erfahrungen in Erinnerung behalten, so sollten wir diese möglichst klein halten.
Selbstverständlich ist das Ziel jedoch nicht, von allen gemocht zu werden. Dieses Fehldenken, von welchem ich mich nicht ganz freimachen kann, ist nicht unbedingt hilfreich in unserem Beruf. Unsere Aufgabe ist es nicht, mit den Schülern*innen befreundet zu sein. Stattdessen sind wir dazu da, ihnen etwas beizubringen – sowohl auf der Wissensebene als auch im Bereich des Erlernens von Verhaltensweisen. Machen wir den Schülern*innen klar, dass wir in einer Gemeinschaft lernen und somit alle an einem Strang zu ziehen haben und ein (Fehl-)Verhalten auch Konsequenzen hat. Letztendlich haben unsere Schüler*innen auch zu lernen, wie sie sich richtig in einer Gemeinschaft zu verhalten haben, um im späteren Leben nicht auf erhebliche Probleme zu stoßen. Auch das ist mit einem Einfluss, dessen Ende nicht vorauszusehen ist, gemeint.
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