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Am 24. September 2022 wurde ich auf Twitter auf einen Tweet aufmerksam, in welchem darüber bereichtet wurde, dass Fortbilder*innen eines bestimmten Programms versuchen, Lehrer*innen zu helfen, effektiver zu arbeiten. So nett das auch klingt, so sehr habe ich mich gefragt, wie sehr das wirklich nötig und überhaupt machbar ist.

Auf Lærari gebe ich auch immer wieder Ratschläge, wie man die eigene Arbeit erleichtern oder verbessern kann beziehungsweise wie ich meine eigenen Arbeitsweisen habe verbessern können. Mein Hauptziel ist dabei, es anderen Lehrern*innen leichter zu machen, indem sie meine Fehler nicht wiederholen müssen.

Gleichzeitig hat mich dieser Tweet aber auch aufhorchen lassen. Denn, wenn Lehrkräften in Fortbildungen beigebracht werden soll, wie sie effektiver arbeiten können, so stellt sich mir neben der Frage, wie sich dies im Alltag umsetzen lässt, noch eine ganz andere. Die nämlich, warum dies überhaupt nötig ist.

Ich werde mich im Nachfolgenden nicht ausschließlich auf den Begriff der Effektivität beziehen, sondern generell meine Sicht auf die stetig ansteigende Forderung nach Verbesserung schildern.

Bis wohin können wir uns verbessern?

Zwar weiß ich selbst, dass es Bereiche gibt, in denen ich noch viel zu viel Zeit benötige, um meine Arbeiten zu erledigen. Dies liegt aber nicht daran, dass ich mir dieser Problematik nicht bewusst wäre. Mein Problem ist eher, dass ich tendenziell zu perfektionistisch bin. Dadurch vergeude ich oftmals Zeit. Ich möchte einen super Unterricht mit dementsprechend gut ausgearbeiteten Materialien abliefern. Dadurch erhoffe ich mir, den Schülern*innen mehr Lernfreude zu bereiten und deren Verständnis zu vertiefen.

Ich könnte mich irren, aber ich habe das Gefühl, dass ich mit meiner Meinung nicht alleine stehe. Es mangelt mir nicht an Wissen über mögliche Wege, um für ein besseres Verständnis seitens meiner Schüler*innen zu sorgen. So würde eine weitere Fortbildung zum Thema Effektivität zwar höchstwahrscheinlich für eine Verlängerung meiner Sammlung an Methoden führen, gleichzeitig frage ich mich aber, inwiefern dies wirklich für einen größeren Erfolg im Unterricht sorgen könnte.

Ist es wirklich an den Lehrkräften sich zu ändern?

Gleichzeitig stelle ich mir die Frage, ob es nicht viel eher das System ist, das sich verändern sollte. Schließlich rühren die eigenen Bestrebungen, die Arbeitsprozesse stetig weiter zu verbessern, doch eigentlich nur daher, dass man versucht, dem System mit all seinen Anforderungen und Verpflichtungen zu entsprechen. Dabei verlangt dies immer mehr von uns ab.

So sehr kann man sich doch gar nicht verbessern, dass alles irgendwann leichter wird. Es geht einfach nicht.

Immer mehr und mehr Aufgaben werden auf die Schultern der Lehrer*innen abgeladen. Dabei bleibt das Kontingent an Stunden, das uns Tag für Tag zur Verfügung steht aber natürlich gleich. Wir Lehrer*innen haben nicht plötzlich 26 Stunden pro Tag zur Verfügung stehen, weil wir noch eine weitere Aufgabe übernehmen sollen.

Ich schaffe es nicht

Derzeit merke ich sehr stark, wie sehr mich das dauerhafte Arbeiten belastet. Ich habe kaum noch Zeit, mir eine Pause zu gönnen.

Somit dürfte nicht verwunderlich sein, dass ich nach der Grippe um das vorletzte Wochenende herum seit vorgestern schon wieder Hals- und Ohrenschmerzen verspüre.

Die letzten Wochenenden habe ich fast ausschließlich durchgearbeitet, um allen Anforderungen zu entsprechen, die zum Teil erst zu Beginn des neuen Schuljahrs zu meinen Verpflichtungen hinzukamen.

Das Problem der Effektivität ist derzeit mein geringstes Problem. 

Mir rennt die Zeit davon

Auch bin ich mir der Schwächen in meinen Unterrichtsvorbereitungen bewusst. Dies betrifft beispielsweise das Thema Differenzierung.

Ich persönlich bewundere Lehrkräfte, die es schaffen, stetig den verschiedenen Lernniveaus ihrer Schüler*innen zu entsprechen. Mir fällt es so schwer. Und ja, auch hier wurden mir bereits Methoden beigebracht, durch die ich dieser Problematik besser begegnen könnte.

Da ich aber bereits mit der Erstellung meiner Unterrichtseinheiten viel Zeit zubringe, fehlt mir für weitere Differenzierungen – abgesehen von Vokabelhilfen und mitunter der freien Wahl zwischen verschiedenen Dokumenten – oftmals die nötige Zeit. Vielfach mangelt es mir auch an Energie.

Wenn mir nun noch weitere Wege aufgezeigt werden würden, um meinen Unterricht wirksamer zu gestalten, so würde mir dies nicht unbedingt dabei helfen, dem Problem des Zeitmangels zu begegnen.

Abschließend…

Der grundlegende Gedanke, dass wir alle nicht perfekt sind und somit permanent etwas an unserer Arbeitsweise und unserem Unterricht verbessern können, ist selbstverständlich nicht verkehrt. Schließlich ist Stillstand auch nicht gut. Doch von den Lehrkräften zu verlangen sich stetig zu verbessern, während das System allgemein unverändert bleibt, halte ich für verkehrt. 

Wenn wir wirklich einen wirksamen Unterricht gestalten sollen, der dafür sorgt, dass mehr bei den Schülern*innen hängenbleibt, dann brauchen wir, meiner Meinung nach, auch die nötige Zeit dazu. Noch dazu erkenne ich aus eigener Erfahrung immer wieder, dass ich bei kleineren Klassen auch mehr Zeit pro Schüler*in zur Verfügung stehen habe. Damit ist der Effekt, den ich auf die einzelne Person habe, automatisch größer.

Zu guter Letzt darf man aber auch nicht vergessen, dass es nicht ausschließlich an uns Lehrkräften liegt, wie sehr wir seitens der Schüler*innen für einen gesteigerten Lernerfolg sorgen. Denn nicht alle Lernenden sind dazu bereit, unsere Lernangebote anzunehmen. Da kann man noch so sehr danach streben, unsere Effektivität zu verbessern.

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