Als Lehrer*in unterrichtet man nicht nur
Wir sind uns sicherlich einig, dass die Unterrichtsvorbereitung und -nachbereitung, das Korrigieren und alle anderen Aufgaben mindestens genauso viel Zeit in Anspruch nehmen wie das eigentliche Unterrichten, wenn nicht gar mehr. Bereits in anderen Artikeln wie „Muss ich als guter Lehrer mein eigenes Leben aufgeben?“, „Meine Motivation rennt nackig mit einem Cocktail über die Wiese“ und „Als Lehrer*in ist man eigentlich nie fertig…“ habe ich von meinen stetigen Bemühungen berichtet, meine Arbeitsweise zu verbessern. Hier möchte ich nun ein kleines Update geben, wie ich derzeit am idealsten arbeite und auch auf bereits Genanntes zurückverweisen.
Selbstverständlich ist es wichtig zu wissen, dass jeder Mensch andere Gegebenheiten benötigt, um ideal arbeiten zu können. Aus diesem Grund berichte ich hier lediglich von meinen eigenen Erfahrungen, ohne diese als einzig wirksam bezeichnen zu wollen. Es wäre jedoch schön, wenn ich mit dieser Erläuterung zumindest einigen meiner Leser*innen helfen kann.
To do-Liste – nicht mehr als drei Punkte
In den Medien kann ich immer wieder eine große Diskussion zum Thema To do-Liste konstatieren. Vielfach wird diese wie eine Art Falle gesehen. Dies ist dann der Fall, wenn diese Liste in solcher Art Verwendung findet, dass es mehr um das Abhaken von Aufgaben geht und das sich daraufhin einstellende positive Gefühl, als um das wirkliche Bewältigen von Aufgaben.
Aller Kritik zum Trotz hat sich die To do-Liste für mich als ein extrem wichtiges Instrument erwiesen. Bereits in meinem ersten Artikel „Muss ich als guter Lehrer mein eigenes Leben aufgeben?“ berichtete ich hiervon und nach wie vor fahre ich hiermit am besten. Dabei habe ich eine Langzeitliste, in die ich alle Dinge notiere, die ich ingesamt zu erledigen habe, und von der ich jeweils Aufgaben in meine jeweilige Tagesliste übertrage. Allerdings habe ich feststellen müssen, dass ich nur selten mehr als drei größere Aufgaben am Tag von dieser Liste abarbeiten kann, auch wenn ich dies noch so sehr versuche. Abgesehen von Kleinigkeiten wie die Kopie von Dokumenten oder ähnliches vielleicht, die es nicht zu vergessen gilt.
Aus diesem Grund habe ich inzwischen aufgehört, versuchen zu wollen, mehr Aspekte zu bewältigen und somit mehr Punkte in meine Liste für einen einzelnen Tag zu notieren. Sonst kann dies schnell zu unnötigem Stress führen, weil man nicht so vorankommt, wie man es sich so schön ausgemalt hat. Um meine Tagesliste jedoch wirklich zu respektieren, setze ich inzwischen alles daran, diese drei Dinge wirklich zu schaffen. Auf diese Weise kann ich sicher sein, in einem angemessenen Tempo voranzuschreiten. So verhindere ich das Aufkommen von unnötigem Stress, weil ich vorher vielleicht getrödelt habe oder weil etwas unvorhergesehenes aufgekommen ist. Ich arbeite also auch proaktiv.
Dies führt mich zu der zweiten Arbeitsweise, die sich für mich als ideal erwiesen hat:
Arbeiten in der Schule
Ich habe in den vergangenen Ferien, anders als erhofft, zu Hause arbeiten müssen. Wie so oft… Dabei habe ich wieder einmal feststellen müssen, dass ich zu Hause nicht so gut arbeite wie in der Schule. Es fällt mir schwer, mich zu konzentrieren. Es ist, als würde mein Kopf sich regelrecht dagegen sträuben. Kleinere Aufgaben, die ich auf der Arbeit im Nu erledige, nehmen plötzlich furchtbar viel Zeit in Anspruch. Alles geht wie im Schneckentempo voran.
Es erweist sich somit für mich am idealsten, wenn ich meine Arbeiten in der Schule erledige. Vielleicht rührt diese Aversion gegen das Erledigen von Arbeiten für die Schule am heimischen Schreibtisch daher, dass ich mich zu Hause eigentlich nur ausruhen und meinen privaten Interessen nachgehen möchte. Erledige ich meine Aufgaben jedoch in der Schule, so habe ich einen klaren Abschluss, wenn ich diese verlasse. Es benötigt dennoch einiges an Disziplin, um hier nicht doch gleich nach Unterrichtsschluss nach Hause zu entschwinden. Ich bleibe lieber länger in der Schule, als meine Arbeiten halbfertig am nächsten Tag wieder aufnehmen zu müssen oder mich am heimischen Arbeitsplatz zu quälen.
Ich stelle aber auch eine größere Zufriedenheit fest, wenn ich die Schule verlasse und weiß, dass ich meine Aufgaben geschafft habe. Ohne schlechtes Gewissen kann ich also heimgehen und meinen Tag so ausklingen lassen, wie es mir gefällt. Dies wirkt sich zudem auch besser auf meinen Nachtschlaf aus. Meine Panik, etwas nicht erledigt zu haben, und mein Problem, bereits im Kopf das Programm für den nächsten Tag durchzuspielen, haben sich erheblich verringert. Aus diesem Grund gehe ich zumeist auch weniger angespannt durch den Arbeitstag. Dies liegt auch daran, dass ich abends tatsächlich Zeit für mich haben kann und mir nicht noch die halbe Nacht um die Ohren schlagen muss, weil ich etwas in der Schule nicht geschafft habe.
Fazit
Selbstverständlich sind die hier genannten Faktoren nicht die einzigen, die mir meine Arbeitsweise erleichtern. Ich zähle diese jedoch zu den wichtigsten. Denn diese ermöglichen es mir, gezielter voranzuschreiten und proaktiv zu sein. Zuvor habe ich mitunter zu sehr rumgetüdelt, weil ich nicht so recht wusste, welche Aufgaben wirklich dringend umgesetzt werden mussten und welche auch später erledigt werden konnten. Durch eine Langzeitliste, von welcher ich mindestens drei wichtige Aufgaben in meine tägliche To do-Liste übertrage und welche ich gezielt in der Schule erledige, komme ich besser voran.
Auch schaffe ich hierdurch mehrheitlich eine bessere Balance zwischen dem Beruf und dem Privatleben, auch wenn es nicht immer klappt. Es ist einfach angenehmer, wenn man die Arbeit verlassen kann und nicht noch zu Hause arbeiten muss. Allerdings bin ich mir bewusst, dass das nicht für alle Lehrkräfte möglich ist, da sie sich beispielsweise noch um ein Kind zu kümmern haben, welches zu Hause auf sie wartet. Wie gesagt, spreche ich hier lediglich von meinen eigene Erfahrungen.
Und Sie?
Welche Arbeitsweise hat sich für Sie am idealsten erwiesen? Schreiben Sie mir gerne einen Kommentar oder eine Nachricht. Ich würde mich sehr freuen.
Abbildungsverzeichnis:
- Abbildung 1: „To do List“ (Quelle: Forbes.com), unter: https://www.forbes.com/sites/biancabarratt/2019/01/30/how-to-write-a-to-do-list-that-youll-actually-stick-to/ (Zugriff: 03.08.2021)
- Abbildung 2: „Arbeiten in der Schule“ (Quelle: Zentrum für Weiterbildung, gemeinnützige GmbH), unter: https://www.zfw.de/blog/welttag-der-lehrerin-und-des-lehrers/ (Zugriff: 10.03.2022)
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