Seit Beginn des Jahres beteiligen sich interessierte Blogger*innen an einer Blogparade (Ich berichtete bereits darüber in meinen Artikeln „Blogparade 2024 #1 – Mein (schulisches) Motto für 2024“ und „Blogparade 2024 #3 – Die Attraktivität des Lehrberufs“). Dabei verfassen alle Interessierten einen Artikel zu einem bestimmten Thema und veröffentlichen diesen bis zu einem festgelegten Datum auf ihrem Blog. In der neuen Ausgabe der Edublogparade 2024 geht es um die Frage, warum man in der heutigen Zeit noch Lehrkraft werden sollte.
Bei all der negativen Publicity, dem Mangel an Lehrkräften etc. ist diese Frage nur allzu berechtigt. Inspiriert durch Herrn Mess‘s sehr persönlichen Bericht (https://herrmess.de/2024/10/07/runde-8-der-edublogparade-2024/#comment-4617), möchte ich die Frage ebenfalls auf persönliche Art beantworten, anstatt eine Pro-und-Kontra-Liste zu rezitieren. Dabei werde ich stellenweise etwas vom Thema abweichen. Das ist aber, wie Sie hoffentlich merken werden, nötig, um schlussendlich zu einer finalen Antwort zu gelangen.
In wohl allen Schulen finden vor Beginn der Sommerferien Treffen der Fachbereiche statt, um Dinge für das folgende Schuljahr zu besprechen und oft auch schon vorzubereiten. Auf Vorschlag eines Kollegen hin, wurde in unserem Englischfachbereich beschlossen, das Schuljahr in der Troisième (neunte Klasse) nicht nur mit einer Wiederholung der Basisgrammatik zu beginnen, sondern auch der hilfreicher Begriffe zu den Themen „Ferien“ und „die Olympischen Spiele“.
Abbildung 1: Die Olympische Flagge
So interessant ich die Idee fand, da beide Themen während der Zeit der vergangenen Sommerferien eine große Rolle spielten, fragte ich mich doch gleichzeitig, wie ich das Thema der Olympischen Spiele interessanter verpacken könnte. Ich wollte nicht einfach nur eine Liste mit Vokabeln austeilen, dann darüber sprechen und einen Vokabeltest folgen lassen. Und so kam mir die Idee, in meinem Unterricht die Olympischen Spiele im Kleinformat durchzuführen.
Ja, genauso habe ich auch geschaut. Aber den Satz „Ihre Vokabeltests fehlen mir.“ hat eine ehemalige Schülerin, die ich die vergangenen beiden Schuljahre im Englischunterricht hatte, mir gegenüber diese Woche tatsächlich geäußert. Natürlich hat mich so eine Aussage gefreut, allerdings hat sie mich, um ehrlich zu sein, in allererster Linie aber irritiert. Denn seitdem ich diesen Typ Vokabeltest in den Klassen einsetze, gibt es in der Regel nur Gestöhne, weil das Üben dafür mit mehr Arbeit verbunden ist als herkömmliche Tests. Das liegt daran, dass ich eben nicht wie der Großteil meiner Kollegen*innen nur rein von der Landessprache in die Fremdsprache übersetzen lasse.
„Unkonventionelle“ Vokabellisten und Vokabeltests
Bereits in meinem Artikel „Vokabeltest ist nicht gleich Vokabeltest ist nicht gleich Vokabeltest“ berichtete ich davon. Die Vokabellisten, die ich in allen meinen Klassen ausgebe, sind stets an den Inhalten einer Unterrichtseinheit ausgerichtet. Pro Unterrichtseinheit gibt es eine Liste. Die Listen bestehen zunächst aus drei Spalten: (1) das Hauptwort, (2) dessen Synonym oder eine Definition, sollte es kein direktes Synonym geben und (3) die Landessprache (also hier die französische Sprache). Gibt es ein Antonym, wird auch dieses hinzugefügt.
Zudem gebe ich, wenn möglich, zu einem Wort auch noch andere Wörter derselben Wortfamilie dazu. Sollte beispielsweise in einem Text ein für die Unterrichtseinheit zentrales Substantiv erscheinen, dann gebe ich, wenn möglich, auch noch das Verb und das Adjektiv dazu. Ein Bespiel: success (Substantiv), (to) succeed (Verb) und successful (Adjektiv). Dies sowie die jeweiligen Synonyme ermöglichen es den Schülern*innen, mehr Variation in ihre mündlichen oder schriftlichen Produktionen in der Fremdsprache zu bringen.
Abbildung 1: Ein Beispiel für einen Vokabeltest
Selbstverständlich führt das Hinzufügen dieser verschieden Begriffe zu einer Verlängerung der jeweiligen Vokabelliste. Gleichzeitig vergrößert dies aber auch den Wortschatz der Schüler*innen. Sie können sich idealerweise besser ausdrücken und ihr sprachlicher Ausdruck verbessert sich gleichermaßen.
Positives Feedback
Aber nun zurück zu meiner ehemaligen Schülerin. Als ich ihr sagte, dass ich diesen Satz noch nie gehört hätte, erklärte sie, dass sie diese Tests als sehr hilfreich empfunden hätte. Es ist wirklich schön, wenn Schüler*innen die Arbeit einer Lehrkraft anerkennen und wertschätzen. Diese besagte Schülerin hatte schon vorher zum Ausdruck gebracht, dass sie meinen Unterricht mochte. Andere Schüler*innen merken in der Regel aber erst dann, dass mein Unterricht gar nicht so schlecht war, wenn sie eine andere Lehrkraft im Englischunterricht haben.
Abschließend…
Letzten Endes kommt es natürlich nicht so sehr darauf an, wie sehr die Schüler*innen den eigenen Unterricht wertschätzen. Bemerkt man, dass die Lernwilligen Fortschritte machen, ist dies ja auch Rückmeldung genug. Dennoch ist es schön, auch mal persönliches Feedback zu erhalten, welches einen selbst und die eigene Arbeit bestätigt.
Der Stundenplan. Er ist es, der so ziemlich darüber entscheidet, wie der Schulalltag einer jeden Lehrkraft über das Schuljahr hinweg aussehen wird. Dementsprechend ungeduldig – und zum Teil auch mit Sorge – wird dessen Eintreffen jedes Jahr aufs Neue erwartet. So richtig begeistert angesichts des eigenen Stundenplans scheint dabei in den letzten Jahren an meiner Schule kaum jemand zu sein. Zum Teil auch zurecht.
Zuvor ein kurzes Wort zur Erklärung: Dieser Artikel stammt aus den Tagen kurz vor Beginn der vergangenen Sommerferien. Wie Sie dem Artikel entnehmen können, war ich zu der Zeit schon am Ende meiner Kräfte und mehr als ferienreif. Aus diesem Grund habe ich zu dieser Zeit auch nichts mehr hier auf Lærari.com veröffentlicht. Und obwohl ich diesen Artikel zu jener Zeit begonnen hatte, schaffte ich es nicht, ihn dann auch zu vollenden. Ich möchte Ihnen diesen Text aber dennoch nicht vorenthalten, da er eine aktuell recht häufige Tendenz behandelt – der bloßen Fokussierung auf Noten seitens eines nicht unerheblich großen Teils der Schülerschaft. Ich wünsche viel Freude beim Lesen.
Der Stress ist vorüber und die Ideen kehren zurück
Es ist jetzt schon wieder eine Weile her, dass ich mich hier auf Lærari.com zu Wort gemeldet habe. Und wie auch bei den letzten beiden Malen, bei denen ich eine längere Pause einlegen musste, war diese nicht geplant. Aber es ging einfach nicht anders. Der Schulstress hatte auch dieses Mal wieder überhand genommen. Meine Energiereserven waren dadurch einfach zu leer, um mich nach der Schule oder am Ende der Woche noch hinsetzen zu können, um noch etwas zu schreiben. Mein Kopf war oft auch zu beschäftigt, um noch Ideen für neue Artikel zu finden.
Nun habe ich aber bereits meine letzten Unterrichtsstunden absolviert. Die Aufsichten von Abiturklausuren und des Diplôme national du Brevet, welches ungefähr dem deutschen Realschulabschluss entspricht, die Korrektur der Ergebnisse von ebendiesen Prüfungen sowie mündliche Prüfungen sind ebenfalls geschafft und die Notenkonferenzen erledigt. Nun stehen für mich nur noch letzte Treffen mit Arbeitsgruppen an. Der allgemeine Stress legt sich also so langsam. Und gleichzeitig merke ich, wie die Ideenschmiede in meinem Kopf so langsam wieder zu sprudeln beginnt.
Intrinsische Motivation: Fehlanzeige?
Ebendiese Feststellung hat mich zum Thema dieses Artikels gebracht: der intrinsischen Motivation. Denn nun schreibe ich ja bereits seit mehreren Jahren hier und obwohl ich bisher leider nur wenige Leser*innen für meine Inhalte habe begeistern können, bin ich nach wie vor motiviert, Texte zu schreiben und zu veröffentlichen. Letzten Endes geht es nicht darum, eine möglichst große Leserschaft anzuziehen – auch wenn es mich natürlich freuen würde, viele Menschen erreichen und idealerweise auch unterstützen zu können -, sondern darum, dass ich meine Gedanken und Ideen vermitteln kann – egal wieviele Menschen diese dann letzten Endes zu Gesicht bekommen.
Dieses Mal möchte ich auch mal wieder an der EduBlogparade teilnehmen. Das Thema: „Morgens nicht recht, mittags nicht frei haben – trotzdem zufrieden. Was macht den Beruf des/der Lehrer*in so attraktiv?“
Bevor ich das diesmalige Thema zu Gesicht bekam, konnte ich bereits Herrn Mess‘s Reaktion darauf lesen (hier geht es zum Artikel: https://herrmess.de/2024/03/14/edublogparade-folge-3/). Diese fiel, zu seinem großen Unmut, eher ernüchternd aus. Denn bei den vielen Baustellen, die das Bildungswesen derzeit aufzuweisen hat – von maroden Gebäuden über erhebliche Krankheitsfälle zu vielfach drohendem Burnout -, fällt es schwer, den Lehrberuf noch als attraktiv zu bezeichnen.
„Frauen leisten zwei Drittel der Arbeitsstunden, haben ein Zehntel des Einkommens und ein Hundertstel des Eigentums auf der Welt.“ (Monika Griefahn, deutsche Politikerin und Mitbegründerin der Umweltschutzorganisation Greenpeace Deutschland)
Wer sich wundert, weshalb es eines besonderen Tages zu Ehren der Frau bedarf, findet die Antwort in dem obenstehenden Zitat. Weltweit stehen Frauen noch immer viele Hürden im Weg. Das gilt insbesondere für die Berufswelt. Aus diesem Grund wurde gestern, dem 08. März, erneut der Weltfrauentag begangen. An diesem wird stets auf die Rechte der Frauen und geschlechtsspezifische soziale Ungleichheiten aufmerksam gemacht. Das diesjährige Motto: „Inspire Inclusion“.
Um ehrlich zu sein, habe ich, bevor ich das erste Mal eine Reise in die Elfenbeinküste unternommen habe, kaum daran gedacht, dass es den internationalen Frauentag überhaupt gibt, oder es schlichtweg vergessen. Verbringt man jedoch einige Zeit in diesem Land und das noch dazu im März, dann kann man erleben, welche Bedeutung diesem Tag hier beigemessen wird.
„La Côte d‘Ivoire est le nouveau champion d‘Afrique!“ (zu Deutsch: „Die Elfenbeinküste ist der neue Afrikameister!“) Diese Nachricht hat im ganzen Land Freudengeschrei ausgelöst. Wenn Sie an meinen Artikel „Fußballfieber“ zurückdenken, so wissen Sie, dass der Africa-Cup dieses Mal in der Elfenbeinküste ausgetragen wurde, das Land, in dem ich derzeit lebe und unterrichte.
Dass die Elefanten, so der Name der ivorischen Nationalmannschaft, nach einigen Höhen und Tiefen noch dazu den Sieg davontrugen – da können Sie sich sicher vorstellen, dass die Freude nochmal so groß war. Aber nicht nur das Land war in dieser Zeit im Ausnahmezustand, auch die Schule.
„Deutschland ist ein rohstoffarmes Land, seine wichtigste Ressource ist die Bevölkerung. Je besser die Menschen ausgebildet sind, desto vielversprechender sind die Wachstums- und Wohlstandsperspektiven – für jeden Einzelnen und für die Gesellschaft insgesamt“ (iwd.de, o.D.).
So ist es auf der Homepage des Informationsdienstes des Instituts der deutschen Wirtschaft zu lesen. Wenn aber Bildung Deutschlands „wichtigste Ressource“ ist, dann sollte man doch meinen, dass dementsprechend viel in deren Ausbau und den flächendeckenden Zugang zu Bildungsangeboten investiert wird. Die Realität sieht anders aus. Und das will sich mir einfach nicht erschließen.
Abb. 1: Der Denker Abb. 2: Die Auflösung des Denkers
Etwas Neues im Unterricht ausprobieren. So sehr mir dies Freude bereitet, umso seltener finde ich wirklich eine Stunde, die sich dafür eignet. Das liegt insbesondere daran, dass ich in den meisten meiner Klassen lediglich drei Stunden Englisch die Woche unterrichte, in meinen Premières (11. Klassen) stehen mir alle zwei Wochen sogar nur zwei Wochenstunden zur Verfügung. Noch dazu habe ich über das Jahr verteilt ganze sechs Themengebiete pro Jahrgang abzudecken. Da bleibt nicht viel Zeit für Neues. Aber natürlich versuche ich es hin und wieder. Vor Kurzem ist mir dies mithilfe des Teleprompters gelungen.