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Wie schafft man es, die Schüler*innen für den eigenen Unterricht zu interessieren?

Mit dieser Frage wurde ich bereits zu Beginn meiner Ausbildung zur Fremdsprachenlehrerin konfrontiert. Die Antwort, die ich hierbei wohl am häufigsten gehört habe, war: „Der Unterricht muss nur interessant genug gestaltet werden.“ Diese Devise übernahm ich dann auch direkt. Wenn meine Unterrichtsinhalte nur spannend und motivierend genug wären, dann würde das Interesse der Schüler*innenschaft schon folgen. Dachte ich.

Vielfach wurden uns noch dazu die vielen neuen technischen Hilfsmittel, welche mehr und mehr Einzug in die Klassenzimmer halten, als weitere Mittel präsentiert, das Interesse der Lernenden zusätzlich zu steigern. Wenn ich an meine eigene Schulzeit zurückdenke, so muss ich oft an Abbildungen in Schulbüchern denken, die selten bunter als eine Kombination aus weiß, schwarz und grau waren. Dies galt speziell für die Zeit von der Grundschule bis zum Ende der Mittelstufe. So schön bunt wie die heutigen Exemplare oftmals gestaltet sind, steigerte dies in mir schon beim Anschauen eindeutig das Interesse an den Materialien. Da konnte der Einsatz technischer Hilfsmittel wie interactive Whiteboard und so weiter doch nur ein Erfolg sein. Dachte ich.

Die zentrale Annahme war zudem auch, dass das Material nur so realitätsnah und so ansprechend wie möglich auszusehen hatte, der Rest liefe dann von allein. Das wären also alles quasi Selbstgänger.

Auf dem Boden der Tatsachen…

Die Realität sah dann aber ganz anders aus. Und genau das machte mir zuletzt immer mehr zu schaffen. Denn ich musste wieder einmal erkennen, dass bei vielen Schülern*innen erst dann Interesse geschaffen wird, wenn es um Noten geht.

Immer wieder wurde mir beispielsweise zuletzt die Frage stellt, ob eine Aufgabe benotet würde – auch zu Aufgaben, die während des Unterrichts zu bearbeiten und, ehrlich gesagt, nicht sonderlich kompliziert waren. Was ich damit meine ist, dass diese nicht benotungswürdig waren. Gab ich beispielsweise den Arbeitsauftrag, ein Arbeitsblatt in Kleingruppen zu bearbeiten, kam in letzter Zeit immer wieder die Rückfrage: „Wird das benotet?“.

Ein weiteres Beispiel: Die Schüler*innen der Troisième (9. Klasse) an unserer Schule werden demnächst einen Englischsprachtest absolvieren, der einige sprachliche Kompetenzen überprüfen wird. Ich habe also einige Unterrichtsstunden für die Vorbereitung auf diesen Test verplant. Anstatt das Ganze jedoch als eine Möglichkeit zu sehen, sich mit den Aufgabenformaten vertraut zu machen und sich gut vorzubereiten, schliefen einige Schüler*innen stattdessen während der Hörverstehensübungen. Kopf auf den Tisch und Augen zu. Meine mangelnde Begeisterung können Sie sich sicherlich vorstellen. Was war der „Fehler“? Ich hätte den Schülern*innen anscheinend nicht sagen dürfen, dass dieser Test unbenotet sein wird. Zack, war das Interesse verschwunden.

Da war mein einer Arbeitskollege schlauer: Er erzählte mir später, dass er seinen Schülern*innen einfach erzählt, dass der Test benotet ist, um sicherzugehen, dass sie das Ganze ernst nehmen. Es ist schon traurig, dass derartige Maßnahmen notwendig sind, um einigermaßen für die nötige Aufmerksamkeit zu sorgen.

Noten als einziges Hilfsmittel?

Werden die Schüler*innen etwa so sehr darauf getrimmt, gute Noten zu erhalten, dass alles andere von keinerlei Bedeutung mehr ist? Jegliche interessante Aufgabe stößt in vielen meiner Klassen auf kaum bis keinerlei Gegenliebe. Jegliche Aufgabenstellung, die vom Frontalunterricht wegführt, wird als Möglichkeit zum Sabbeln genutzt oder jegliche andere oberflächliche Betätigung. Die eigentlichen Aufgaben werden dann entweder gar nicht oder nur so wischiwaschi erledigt.

Mich enttäuscht das erheblich. Vor allem deshalb, weil ich im letzten Jahr in einer meiner Klassen kritisiert wurde, weil mein Unterricht in der Oberstufe mitunter nicht abwechslungsreich genug gestaltet war. Ich habe mir dies zu Herzen genommen und meinen Unterricht so umgestaltet, dass er aus einer Kombination verschiedener Phasen und Aufgabenstellungen besteht. Manche Klassen nehmen dies an, aber einige Lerngruppen sehen diese vielfältige Gestaltung überhaupt nicht als Möglichkeit.

Warum sollte man auch zuhören…? 

In der Première (11. Klasse), bei der es sich hier um die vorletzte Jahrgangsstufe handelt, habe ich mir dieses Jahr noch mehr Mühe gegeben (und ich tue dies natürlich noch), sie mit den nötigen Hilfsmitteln auszustatten, damit sie in den Prüfungen optimal abschneiden. 

Die Englischprüfungen in dieser Klassenstufe setzen sich in unserer Schule (basierend auf dem französischen Schulsystem) aus denen im Unterricht, sowie zwei jahrgangsübergreifenden Prüfungen zusammen. Dabei wurde im vergangenen Jahr festgelegt, dass es pro Trimester drei Prüfungen verschiedener Art (Klausuren, mündliche Prüfungen, Präsentationen, etc.) basierend auf den vier Hauptkompetenzen zu geben hat. Die Prüfungen, die die sprachlichen Kompetenzen überprüfen, schreiben eine bestimmte Methodik vor und auch auf die verschiedenen Texttypen im Schreiben müssen die Schüler*innen natürlich vorbereitet werden.

Am Tag vor einer Klassenarbeit vergangene Woche war in einer meiner drei Premières ein Großteil des Kurses auf einem Ausflug. Der Unterricht fand somit nur mit fünf Schülern*innen statt. Die Idee war, diese letzte Stunde für eine letzte intensive Vorbereitung auf die Klassenarbeit – und damit auch auf die jahrgangsübergreifende Prüfung am Ende dieser Woche (heute, Samstag, den 25. März 2023) – aufzuziehen. 

Diese Möglichkeit nahmen auch fast alle an. Nur einer nicht. Der bevorzugte es, immer wieder die Augen zu schließen – trotz mehrmaliger Ermahnung. Er schien wirklich keinerlei Interesse an den Vorgängen um ihn herum zu haben. Und dreimal dürfen Sie raten, wer dann auch als einziger dieser kleinen Gruppe in der darauffolgenden Klausur keinerlei der geforderten Aspekte umsetzte und dadurch eine verhältnismäßig schlechtere Note bekam…

Abschließend: Wozu die Mühe?

Da frage ich mich mitunter echt, warum ich mir diese Mühe überhaupt mache. Wenn interessantere Aufgaben bei nicht wenigen Schülern*innen auf so wenig Interesse stoßen, dann demotiviert mich dies. Ich bin enttäuscht, weil die Arbeit, die ich in derartige Aufgaben stecke, nicht anerkannt wird.

Gleichzeitig bin ich mir aber auch bewusst, dass dieses Verhalten nicht von allen Lernenden an den Tag gelegt wird und dass die Schüler*innen ja auch gar nicht sehen, was alles hinter dem Unterrichtsgeschehen steckt. Auch bin ich mir im Klaren, dass ich mir das mangelnde Desinteresse nicht zu Herzen nehmen sollte. In der Regel meinen die Schüler*innen das nicht persönlich.

Während des Schreibens dieses Artikels bin ich mir noch dazu über zwei weitere Dinge bewusst geworden, die nicht außer Acht gelassen werden dürfen. Bei der Unterrichtsplanung geht es ja eigentlich auch nicht nur um die Klassen. Denn auch meine eigene Motivation sowie mein eigenes Interesse spielen dabei eine Rolle. Wenn ich nur langweiligen 08/15-Unterricht plane und gebe, den ich selbst öde finde, so müssen die Schüler*innen dies zwangsläufig merken. Es geht bei der Planung meines Unterrichts also auch darum, dass ich mich selbst mit den Inhalten und der Art der Darlegung dieser wohlfühle.

Zu guter Letzt möchte ich auch sicher gehen, dass meine Schüler*innen mit den Informationen und Materialien ausgestattet sind, die sie zu einem Erfolg führen können. Ich sage bewusst „können“, da es schließlich auf die individuelle Person ankommt. Wenn sie kein Interesse hat, sich selbst zu verbessern, dann liegt es schließlich nicht an mir. Ich persönlich habe mir somit nichts vorzuwerfen, denn ich habe die Lernangebote gemacht, die es braucht, um erfolgreich abzuschneiden. Wer das nicht nutzen möchte, der/die ist im Endeffekt selbst schuld. Zum Lernen kann ich schließlich niemanden zwingen.

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