Es ist noch kein (Fremdsprachen-)Lehrer vom Himmel gefallen.

Schlagwort: Unterricht

A.I. – „If you can‘t combat it, embrace it.“

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Vielleicht bin ich etwas late to the party, aber das macht das Thema künstliche Intelligenz nicht weniger relevant. Schließlich wird diese in immer mehr Bereichen eingesetzt, von Online-Suchmaschinen über digitale Spracherkennung und dem Schreiben von Artikeln bis hin zum autonomen Fahren.

Natürlich ist diese Innovation auch nicht an meinen Schülern*innen vorbeigegangen und eine nicht geringe Anzahl von ihnen macht davon auch Gebrauch – im Sinne einer „Arbeitserleichterung“ versteht sich. Hierbei spielen, wie auch anderswo, insbesondere Chatbots wie ChatGPT, die auf Basis künstlicher Intelligenz funktionieren, eine große Rolle. Für uns Lehrkräfte bedeutet dies, noch mehr darauf zu achten, dass Arbeiten tatsächlich durch die Lernenden selbst erledigt werden. Schließlich möchten wir, dass sie möglichst eigenständig arbeiten und dabei auch etwas lernen.

Die künstliche Intelligenz ist aber nicht grundsätzlich schlecht. Es kommt eben einfach darauf an, wie diese eingesetzt wird. Es gibt bereits Lehrkräfte, die die künstliche Intelligenz bewusst im Unterricht einsetzen und ihre Schüler*innen beispielsweise Aufgaben mit dieser bearbeiten lassen.

Aber nicht nur für Lernende stellt diese neue Erfindung eine Chance dar. Auch für uns Lehrkräfte kann sich diese als ausgesprochen hilfreich erweisen. Gewusst wie.

Stärken

Im letzten Schuljahr habe ich an einer schulischen Fortbildung zum Thema „Künstliche Intelligenz im Unterricht“ teilgenommen. Dabei wurden neben den offensichtlichen Arten der Verwendung von beispielsweise ChatGPT, wie die Bitte der Beantwortung von Fragen, auch noch weitere vorgestellt. So wurde uns erklärt, dass wir ChatGPT auch nach dem Erstellen von Unterrichtsplänen erfragen können.

Das habe ich in diesem Schuljahr zum ersten Mal ausprobiert. Die komplette Arbeit wird einem davon nicht abgenommen. So muss man beispielsweise die Recherche von Unterrichtsmaterialien nach wie vor selbst vornehmen. Aber gerade dann, wenn man bei der Behandlung eines Unterrichtsthemas keinerlei Material als Grundlage hat und die Planung bei null beginnen muss, kann man durch geschicktes Fragestellen schöne Ideen erhalten. In diesem Schuljahr habe ich beispielsweise um einen Plan für eine Unterrichtseinheit (UE) zum Thema „Pressezensur“ gebeten. Die daraufhin dargebotenen Ideen für Unterthemen waren echt hilfreich und erzeugten mehr Klarheit darüber, welche Punkte in der UE behandelt werden sollten.

Optimales Fragen für optimale Antworten

Während der Fortbildung wurde aber auch deutlich darauf hingewiesen, dass die Fragen sehr genau und möglichst detailliert gestellt werden sollten. Hält man sich an diese Regel, so können echt super Ideen dabei rumkommen.

Dabei gehe ich folgendermaßen vor:

Ich nenne… 

  • …die Klassenstufe, für die die UE vorgesehen ist.
  • …, dass es sich um eine Klasse handelt, die Englisch als Fremdsprache lernt. Das ist wichtig, um die Planung von einer für Muttersprachler*innen abzugrenzen.
  • …die vorgesehene Stundenanzahl. Zumeist nenne ich noch die genaue Minutenzahl einer Unterrichtsstunde.
  • …, welches das Überthema der UE ist und welche Aspekte mir in dieser besonders wichtig sind.

Entspricht der Vorschlag für die Planung durch ChatGPT nicht den eigenen Vorstellungen, so kann man auf Grundlage des Vorschlags immer noch nachjustieren, das heißt, noch mehr und/oder genauere Fragen stellen. 

Weitere Ideen:

ChatGPT eignet sich auch zum Kürzen von Texten. Bei der Recherche von Texten wie zum Beispiel Artikeln für meinen Unterricht, stoße ich immer mal wieder auf das Problem, dass diese zu lang sind. Diese zu kürzen ist nicht immer ganz einfach. Dafür habe ich nun ebenfalls zum ersten Mal die künstliche Intelligenz zu Rate gezogen. 

So habe ich an einigen Stellen, an denen ich nicht weiterkam, den betreffenden Absatz in das Textfeld von ChatGPT eingefügt mit der Bitte, diesen zu kürzen. Das funktioniert nicht immer einwandfrei, aber es hat mir doch geholfen und vor allem ein besseres Verständnis darüber gegeben, was drin bleiben sollte und was gelöscht werden kann. Aber Vorsicht!: Man sollte stets kontrollieren, was der Chatbot da jeweils produziert hat.

Des Weiteren kann man ganze Texte in das Fragefeld ChatGPTs hineinkopieren und darum bitten, Aufgaben dazu zu erstellen. Das Ganze funktioniert sogar mit Erwartungshorizont. Bei Zeitmangel und/oder fehlender Inspiration kann das ebenfalls helfen. Nicht alle Fragen entsprechen den eigenen Erwartungen, aber zumindest können einen diese auf gute Ideen bringen, um dann doch selbst gute Fragen zu erstellen.

Benötigt man einen kurzen Text zu einem Thema, um zum Beispiel eine Grammatik zu üben, kann man ChatGPT ebenfalls einen solchen erstellen lassen. Nennt man dem Chatbot, was in dem Text vorkommen soll und wie lang dieser sein soll, so hat man innerhalb einer sehr geringen Zeitspanne bereits ein Erzeugnis vorliegen. Wie im vorhergehenden Punkt kann auch dies bei mangelnder Inspiration und/oder mangelnder Zeit hilfreich sein. Aber natürlich sollte der Text nicht blind eingesetzt, sondern auch dieser auf Fehler hin untersucht werden.

Schwächen

Wer glaubt, nun aber keinen Finger mehr rühren zu müssen und sich ganz auf die künstliche Intelligenz verlassen zu können, der irrt gewaltig. Denn auch ChatGPT kommt mit Schwächen daher. Folgende Probleme habe ich im Rahmen meiner Verwendung des Chatbots bisher entdeckt:

So kann der Chatbot keine genauen Links für Websites angeben. Es werden maximal oberflächliche Links genannt, oft aber auch nur die Namen von Websites. Daraufhin muss der/die Nutzer*in auf der jeweiligen Website selbst nach dem gewünschten Text, Video oder sonstigem suchen.

Auch Songtexte kann ChatGPT nicht wiedergeben. Möchte man zu einer bestimmten Stelle eines Liedtextes etwas wissen, so muss man diesen schon selbst finden, in das Textfeld eingeben und den Chatbot daraufhin beispielsweise um eine Analyse bitten. Aber Vorsicht: Auch diese ist nicht immer unbedingt richtig.

Bei manchen Fragen erfindet der Chatbot sogar selbst Materialien. Man muss also unbedingt auf die Formulierung der gegebenen Antwort achten. Kommt als Antwort so etwas wie „Stellen wir uns einmal vor…“, dann ist klar, dass es sich um eine erfundene Antwort handelt.

Noch gravierender ist, dass ChatGPT auch mal Dinge falsch zitiert oder falsche Antworten gibt, beziehungsweisesich irrt. Wenn man den Chatbot darauf aufmerksam macht, entschuldigt er sich zwar, aber wer nicht aufmerksam ist, könnte da schnell in eine Falle tappen. Das gilt gerade dann, wenn es um das Verfassen eines schulischen Textes oder ähnlichem geht.

Als letzten Punkt möchte ich noch das Zitieren von Quellen aufführen. Das lässt ChatGPT nämlich völlig hintenüber fallen. Dadurch kann leicht Diebstahl an anderer Menschen Eigentum begangen werden. Gerade Autoren*innen, deren Texte online verfügbar sind, beklagen diesen Umstand. Dieser Faktor muss unbedingt behoben werden. Denn es ist nie ganz klar, ob die von ChatGPT gegebenen Antworten von diesem selbst oder einfach nur auf Basis der gefunden Dokumente im Internet erstellt wurden.

Abschließend…

Was sicherlich deutlich geworden ist, ist, dass die künstliche Intelligenz zwar eine gehörige Stütze bei der Erstellung unseres Unterrichts sein kann, aber man sich nun dennoch nicht auf die faule Haut legen darf. Alles erledigt diese nicht und vor allem sind einige der dargebotenen Ergebnisse mit Vorsicht zu genießen. Es gilt somit, die künstliche Intelligenz auf kluge Weise einzusetzen und dieser nicht einfach blind zu folgen. Für die Basis ist sie gut, aber der Feinschliff liegt nach wie vor in den Händen der Lehrkräfte. Und das ist, wie ich finde, auch gut so.

„Meine Damen und Herren…“ – Der Teleprompter im Unterricht

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Etwas Neues im Unterricht ausprobieren. So sehr mir dies Freude bereitet, umso seltener finde ich wirklich eine Stunde, die sich dafür eignet. Das liegt insbesondere daran, dass ich in den meisten meiner Klassen lediglich drei Stunden Englisch die Woche unterrichte, in meinen Premières (11. Klassen) stehen mir alle zwei Wochen sogar nur zwei Wochenstunden zur Verfügung. Noch dazu habe ich über das Jahr verteilt ganze sechs Themengebiete pro Jahrgang abzudecken. Da bleibt nicht viel Zeit für Neues. Aber natürlich versuche ich es hin und wieder. Vor Kurzem ist mir dies mithilfe des Teleprompters gelungen.

Abb. 1: Der Teleprompter im Einsatz

Die eigene Identität – Eine Seltenheit im Unterricht

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Wer sitzt da eigentlich vor mir im Klassenzimmer? Über die Zeit hinweg, die wir unsere Schüler*innen unterrichten, finden wir bei einigen tatsächlich eine Antwort darauf. Bei einem Teil gelingt uns dies aber nicht so oft. Lediglich durch Gespräche abseits des Unterrichtsgeschehens oder wenn sich dies mal durch ein Unterrichtsthema anbietet. Zumindest geht es mir so. Umso mehr war mein Interesse geweckt, als ich die Frage nach der eigenen Identität in meinen Unterricht einbauen konnte. Damit habe ich im letzten Jahr begonnen. Und diese Woche habe ich dadurch eine besonders schöne Stunde erlebt.

Abbildung 1: Die eigene Identität

Fußballfieber

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Abbildung 1: La Coupe d’Afrique des nations – Logo

Der Afrika-Cup (La Coupe d‘Afrique des nations (CAN) auf Französisch  oder Africa Cup of Nations auf Englisch). Dabei handelt es sich um das größte Fußball-Event in Afrika. Und dieses Jahr findet er tatsächlich in der Elfenbeinküste statt. Heute, am 13.01.2024, geht es los. Natürlich beginnt das Ganze mit einem Spiel der Nationalmannschaft. Bis zum 11. Februar werden die Spiele zwischen den Mannschaften ausgetragen, die sich qualifizieren konnten. Und natürlich ist alles aus dem Häuschen.

Sogar der Schulunterricht ist dem angepasst worden. Am kommenden Donnerstag, dem 18.01., und am nachfolgenden Montag, dem 22.01., spielt die ivorische Nationalmannschaft, genannt Les Éléphants. Aus diesem Grund fällt hier sogar der Unterricht aus, damit auch die Schüler*innen das Team anfeuern können. (Ob dafür wirklich ein ganzer Tag ausfüllen muss, steht natürlich auf einem anderen Blatt.) Dafür sollen die ausgefallenen Tage dann in den nächsten Schulferien nachgeholt werden. Unserer Schule wurde freigestellt, wie der Unterricht nachgeholt wird, da es sich hierbei um eine französische Schule handelt. Das hat jedoch auch für leichten Unmut gesorgt, wie Sie gleich erfahren werden.

Freude… mit einem leicht bitteren Beigeschmack

Natürlich sind alle gespannt, wie der Afrika-Cup ablaufen wird und natürlich auch, wie sich die Éléphants schlagen werden. Gleichzeitig hat sich der Freude aber auch ein leicht bitterer Geschmack beigemischt. Zumindest ist dies an meiner Schule so. Immer wieder flammen Diskussionen im Lehrerzimmer auf, weil die Schulleitung Folgendes entschieden hat: Statt in den Ferien werden die Stunden vom 18. und 22.01. über vier Mittwoche verteilt nachgeholt. Mittwochs haben die meisten Lehrkräfte nämlich traditionell nachmittags frei, weshalb dort Platz für diese „zusätzlichen“ Stunden ist. Meint zumindest die Schulleitung.

Prüfungen, die nicht Teil des generellen Unterrichts sind und an den besagten Tagen stattgefunden hätten, Sportkurse, die sonst mittwochs stattfinden, und eine Reihe weiterer Kurse wurden dafür allen Ernstes sogar auf vier verschiedene Samstage gelegt. Die betroffenen Lehrer*innen haben sich natürlich schön bedankt. Anstatt sich also voll und ganz auf das Spektakel rund um den Afrika-Cup konzentrieren zu können, müssen viele Lehrkräfte auch an Tagen in die Schule kommen, an denen sie sonst gar nicht unterrichten. Der Unmut ist deutlich zu spüren.

Und auch ich bin davon betroffen. Mittwochs habe ich in diesem Schuljahr meinen freien Tag. Wegen zweier Tage, die also plötzlich frei sind, werde ich nun an vier meiner freien Tage doch in die Schule kommen müssen. Das passt mir natürlich gar nicht. Denn es ist schon angenehm, einen freien Tag in der Woche zu haben, an welchem ich Termine wie zum Beispiel bei der Bank erledigen kann. Auch finde ich es angenehm, dass ich nach zwei sehr vollen Schultagen montags und dienstags einen Pause habe. Aber gut, es hilft ja nichts.

Was, wenn sie gewinnen?

Viele Lehrkräfte fragen sich allerdings auch, was passieren wird, sollte unsere Nationalmannschaft über die Vorrunde hinauskommen. Müssen wir dann weiterhin Mittwoch nachmittags arbeiten und die betroffenen Lehrkräfte sogar samstags? Zu hoffen ist natürlich, dass die Schulleitung in besagtem Fall das Gespräch mit uns suchen wird. Sicherlich hätte die Lehrerschaft gute Vorschläge, wie ein weiterer Stundenausfall nachgeholt werden könnte, ohne dass alle übermäßig belastet werden.

Abschließend…

Nun gilt es aber natürlich erstmal, sich auf das ganze Spektakel einzulassen und zu schauen, wie sich das Ganze entwickelt. Ich freue mich auf jeden Fall auf den Afrika-Cup und vor allem auf das Spiel heute Abend. Natürlich werde ich Sie auf dem Laufenden halten, wie sich die Éléphants schlagen und ob sich der Afrika-Cup noch in irgendeiner Weise auf den Schulalltag auswirken wird.

Auf jeden Fall kann ich Ihnen schon berichten, dass uns gestern mitgeteilt wurde, dass die Lernenden dem Unterricht im Fußballtrikot beiwohnen dürfen. Selbstverständlich wird sich auch das Verhalten einiger Schüler*innen in der Zeit etwas ändern: Mit Sicherheit wird die Aufmerksamkeit vieler schrumpfen, so sehr werden ihre Gedanken um das Thema Fußball kreisen. Die Spannung steigt also in vielerlei Hinsicht.

Abbildungsverzeichnis:

„Man muss sie nur richtig motiveren“ und andere Mythen

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Wie schafft man es, die Schüler*innen für den eigenen Unterricht zu interessieren?

Mit dieser Frage wurde ich bereits zu Beginn meiner Ausbildung zur Fremdsprachenlehrerin konfrontiert. Die Antwort, die ich hierbei wohl am häufigsten gehört habe, war: „Der Unterricht muss nur interessant genug gestaltet werden.“ Diese Devise übernahm ich dann auch direkt. Wenn meine Unterrichtsinhalte nur spannend und motivierend genug wären, dann würde das Interesse der Schüler*innenschaft schon folgen. Dachte ich.

Was hat die Pubertät mit meinem Unterricht zu tun?

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Die Adoleszenz

Dies mag zwar nicht unbedingt neu sein, jedoch sollte man sich bewusst machen, dass die „Pubertät“ oder auch „Adoleszenz“ einen erheblichen Einfluss auf unsere Schüler*innen in diesem Lebensabschnitt hat. Dies geschieht sowohl auf körperlicher, als auch kognitiver sowie emotionaler/sozialer Ebene.

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