Etwas Neues im Unterricht ausprobieren. So sehr mir dies Freude bereitet, umso seltener finde ich wirklich eine Stunde, die sich dafür eignet. Das liegt insbesondere daran, dass ich in den meisten meiner Klassen lediglich drei Stunden Englisch die Woche unterrichte, in meinen Premières (11. Klassen) stehen mir alle zwei Wochen sogar nur zwei Wochenstunden zur Verfügung. Noch dazu habe ich über das Jahr verteilt ganze sechs Themengebiete pro Jahrgang abzudecken. Da bleibt nicht viel Zeit für Neues. Aber natürlich versuche ich es hin und wieder. Vor Kurzem ist mir dies mithilfe des Teleprompters gelungen.
Der Teleprompter
Natürlich kannte ich den Teleprompter aus dem Fernsehen. Da hilft er den Sprechern*innen ihren Text von einem Monitor abzulesen, ohne den Blick senken zu müssen. Im Rahmen einer Fortbildung, an der ich vor Kurzem teilnahm, habe ich gelernt, dass der Teleprompter aber auch ein hervorragendes Hilfsmittel im Unterricht sein kann.
Auf Seiten wie zum Beispiel https://cueprompter.com/teleprompter.php lassen sich Texte ganz einfach einfügen und Abspielgeschwindigkeit, Schriftart und -größe etc. einstellen. Daraufhin lässt man den Text ganz einfach abspielen und liest diesen laut vor. Idealerweise sollte das Script aber nicht wie vom Blatt abgelesen, sondern auch immer wieder der Blickkontakt mit dem Publikum gesucht werden, sodass das Ganze nicht zu künstlich wirkt und die Zuschauer*innen sich direkt angesprochen fühlen.
Der Teleprompter im Unterricht
In meinen drei Secondes (10. Klassen) habe ich also vor Kurzem den Teleprompter als hilfreiches Mittel für eine Aufgabe vorgestellt, die den Abschluss einer Unterrichtseinheit zum Thema „Engagierte Athleten*innen“ bildete. Im Rahmen dieser Aufgabe sollten die Schüler*innen allein oder zu zweit als Journalisten*innen auftreten und das Leben, die Karriere und spezielle das Engagement eines/r bekannten Sportlers*in in Form einer Fernsehsendung vorstellen. Das Ganze sollte in Form eines Videos eingereicht werden.
Leider tendieren meine Schüler*innen dazu, ihr Script von einem Blatt abzulesen – auch in Videos. Und leider üben sie dies in der Regel vorher nicht. Wie das Ganze dann aussieht, können Sie sich sicher vorstellen: monoton, abgehackt und unsicher. Oftmals klingt es, als hätten die Schüler*innen das Script noch nie zuvor zu Gesicht bekommen. Bei so einem Stil ist die Freude beim Anschauen natürlich nur gering.
Der Teleprompter kann hier Abhilfe schaffen. Zum einen kann man anhand dieses Tools das Lesen des eigenen Scripts üben und das noch dazu in einem angemessenen Sprechtempo. Anhand eines Ausschnitts eines Textes, den wir zuvor im Unterricht behandelt hatten, habe ich meine Klassen dann das Arbeiten mit dem Teleprompter üben lassen. Zunächst ließ ich sie das laute und betonte Lesen dieses Textabschnitts in Partnerarbeit üben. Anschließend konnten Freiwillige dann mithilfe des Teleprompters laut vor der Klasse lesen.
Dass das gar nicht so einfach ist, vor allem dann, wenn die Abspielgeschwindigkeit zu hoch ist, haben die Klassen schnell gemerkt. Das hat für einiges Gelächter und viel Spaß im Unterricht gesorgt. Irgendwann artete das Ganze dann sogar in einer Art Challenge des Schnelllesens aus. Und das in allen drei Klassen. Neben dem Spaß haben viele aber auch deutlich gezeigt, wie interessant sie die Arbeit mit dem Teleprompter fanden.
Vom Unterricht in die Praxis
Natürlich war für mich besonders interessant zu sehen, wie viele Schüler*innen den Teleprompter wirklich im Rahmen ihres Videos einsetzen würden. Wider Erwarten waren es nicht sehr viele. Dennoch stieß ich hin und wieder auf einige Videos, in denen mit dem Teleprompter gearbeitet worden war. Mehrheitlich mit großem Erfolg. Bei manchen merkte man, dass das Sprechtempo noch besser hätte angepasst werden müssen, aber für ein erstes Arbeiten mit diesem Tool hat sich die Verwendung doch als positiv erwiesen.
Weitere Einsatzmöglichkeiten
Ich habe mir auch überlegt, wie man den Teleprompter zusätzlich einsetzen könnte. Es gibt auch Teleprompter-Websites, bei denen man einen Text auch vorlesen lassen kann, wobei sogar die Option besteht, den Akzent auszuwählen. Dies würde sich natürlich insbesondere dafür eignen, die Aussprache zu üben. Denn leider muss ich immer wieder feststellen, dass nur die wenigsten Schüler*innen wirklich nach der richtigen Aussprache streben, indem sie online nachschauen oder direkt bei mir nachfragen.
Wenn die Schüler*innen stattdessen das eigene Script vorgelesen bekämen und die Aussprache imitierten, könnte ich mir vorstellen, dass sich hierdurch mögliche Ausspracheprobleme reduzieren könnten. Wenn die Lernenden nämlich an etwas gewöhnt sind, dann ist die Wahrscheinlichkeit auch größer, dass sie es öfter nutzen. Im Idealfall müsste die Lehrkraft dann auch weniger eingreifen und korrigieren.
Natürlich lässt sich dieses Mittel auch einsetzen, wenn die Schüler*innen eine Rede schreiben und im Unterricht vortragen sollen. Um zu verhindern, dass das Vortragen wieder in einer einzigen Katastrophe endet, könnte der Text ans Whiteboard projiziert und dann vorgelesen beziehungsweise vorgetragen werden.
Und Sie?
Haben Sie schon einmal mit dem Teleprompter im Unterricht gearbeitet? Wenn ja, wie haben Sie ihn eingesetzt? Teilen Sie doch gerne Ihre Meinung in einem Kommentar oder einer Nachricht. Ich würde mich sehr freuen.
Abbildungsverzeichnis:
- Abbildung 1: „Der Teleprompter im Einsatz“ (Quelle: unsplash.com), unter: https://unsplash.com/de/fotos/ein-mann-und-eine-frau-die-durch-eine-kamera-schauen-9LHhc4fqGP0 (letzter Zugriff: 17.02.2024)
- Abbildung 2: „Der Teleprompter – Das Design“ (Quelle: cueprompter.com), unter: https://cueprompter.com/teleprompter.php (letzter Zugriff: 17.02.2024)
Herr Rau
>Und Sie?
Also ich noch gar nicht, weil ich nie daran gedacht habe und kaum Fremdsprache unterrichtet habe in den letzten Jahren. Aber gerade eben habe ich ein längeres Gedicht in den Prompter kopiert, wobei die Zeilenumbrüche verloren gingen, und das wiederum fanf ich sogar gut. Ich behalte das also mal im Hinterkopf.
Laerari
Hey, danke für dein Feedback. Super, dass ich dich für den Teleprompter habe interessieren können. Weshalb war das für dich positiv, dass die Zeilenbrüche des Gedichts verloren gingen?