0
0

Fortbildungen, ein zweischneidiges Schwert

Fortbildungen. Dieses Wort trifft nicht bei allen Lehrkräften auf Gegenliebe. Speziell dann nicht, wenn der Mehrwert dieser Fortbildungen den Teilnehmern*innen kaum ersichtlich ist. Ich habe bereits an Fortbildungen teilgenommen, bei denen es auch gereicht hätte, das Ganze als .pdf in Form einer E-Mail zu versenden. Und obwohl ich den Austausch mit anderen Lehrkräften sehr schätze, so erschloss sich mir der Mehrwert jener Präsenzveranstaltungen nicht. Im Endeffekt kam es mir doch eher als Zeitverschwendung vor.

Selbstverständlich darf ich nicht von mir auf andere schließen. Ob es auch anderen Personen so ging, kann ich nicht sagen. Es handelt sich hierbei ausschließlich um mein persönliches Empfinden.

Wie ich in meinem Artikel „Fortbildungen über Fortbildungen… – Wenn, dann kommt alles auf einmal“ jedoch bereits berichtete, mag ich Fortbildungen im Allgemeinen aber doch. Mehr als manch andere Teilnehmer*innen. Ich freue mich einfach, wenn ich etwas Neues (kennen)lernen darf. Da Fortbildungen sich jedoch als voller Erfolg oder aber als voller Reinfall herausstellen können, bin ich vor der Teilnahme stets ein wenig nervös.

Vom Glück (und Unglück), an Fortbildungen teilnehmen zu können

Ich bin mir jedoch auch bewusst, dass nicht für alle gleichermaßen die Möglichkeit besteht, regelmäßig an Fortbildungen teilzunehmen. Wenn aber doch, dann sollte man sich, meiner Meinung nach, schon glücklich schätzen. Viel mehr noch, wenn man sich diese noch dazu sogar aussuchen kann.

Dies ist glücklicherweise an meiner Schule der Fall. Zu Beginn eines jeden Schuljahres werden wir gebeten, uns auf einer Plattform für bis zu drei Fortbildungen einzutragen. Jeder dieser Fortbildungen soll dann noch eine Priorität zwischen eins und drei zugewiesen werden. Ob und welcher Fortbildung davon dann stattgegeben wird, das ist dann stets eine Überraschung. 

Einige Kollegen*innen scheinen diese Möglichkeit jedoch nicht als Chance zu erachten. Manche schienen gar Mitleid mit mir zu haben, als sie erfuhren, dass ich an einer Fortbildung teilnehmen würde. Von einer Kollegin kamen sogar die Worte: „Ach…, du hast dich für Fortbildungen eingetragen…“ Zum Ausdruck kam hierbei zum einen, dass sie dies nicht getan hat. Auch drückte dies aus, dass sie den Besuch von Fortbildungen eher als zusätzliche Belastung erachtet, da es ja in der Regel auch einen Einfluss auf den eigenen Stundenplan sowie die eigene Planung hat.

Im letzten Jahr lag die Fortbildung, die ich besuchte, auch wirklich zu einem denkbar unpassenden Zeitpunkt: direkt vor Notenschluss. Nichtsdestotrotz fand ich mich damit ab und war dann auch zufrieden mit den dargebotenen Inhalten. Lifelong learning ist mir da doch wichtiger, als ein störungsfreier Ablauf meines Arbeitsalltags.

Fortbildungen zur Nutzung digitaler Medien

Glücklicherweise wurde dieses Mal meinem Erstwunsch stattgegeben und so durfte ich an einer Fortbildung zum Thema „Le numérique au service des apprentissages“ (zu Deutsch in etwa: „Digitale Medien im Dienste des Lernens“) teilnehmen.

Ich bin mir bewusst, dass bereits seit einer Weile auf die Nutzung digitaler Medien im Klassenzimmer gepocht wird und dass einigen das Thema bereits zum Halse heraushängt. Mich interessiert diese Thematik jedoch nach wie vor. Auch finde ich, dass ich in diesem Bereich noch bedeutend mehr lernen kann und auch sollte. Zudem haben mir vergangene Fortbildungen zu diesem Thema nichtwirklich geholfen, um diese besser in meine Unterrichtsplanung und -darbietung zu integrieren.

Aus diesem Grund war ich vor der diesigen Fortbildung zum einen gespannt aber auch etwas ängstlich. Ich befürchtete nämlich, wieder nur mit Gadgets ausgestattet zu werden anstatt wirklich nützlicher Materialien und Ideen.

Befürchtungen vor Beginn, …

Diese Angst wurde noch dazu durch die Auftaktveranstaltung verstärkt, an der wir bereits im Dezember online teilnehmen sollten. Während dieser wurde Generelles zu der Fortbildung gesagt und es wurde über den derzeitigen Wissensstand und unseren bisherigen Einsatz digitaler Medien im eigenen Unterricht gesprochen. Diese Erstveranstaltung hat mich mal so gar nicht vom Hocker gehauen.

Es lief alles sehr schleppend und dafür, dass hierfür eine ganze Stunde in meinem Stundenplan verbucht wurde und der Unterricht zu dieser Zeit ausfiel, war ich doch sehr enttäuscht. Insgeheim erwartete ich also nicht viel von der Präsenzveranstaltung.

…die zum Glück völlig unbegründet waren

Diese Negativerwartungen waren diesmal glücklicherweise völlig unbegründet. Denn diese Fortbildung stellte sich als eine echte Bereicherung heraus. Bereits die Onlinemodule, die wir idealerweise vorab auf der Plattform absolvieren sollten, waren interessant. Als ich diese nach und nach durchging, musste ich feststellen, dass dort mir sehr viel Unbekanntes und in erster Linie Interessantes vorgestellt wurde. Dort wurden sehr, sehr viele Medien und ein möglicher Einsatz dieser mitsamt dazugehöriger Tutorien etc. präsentiert.

Je mehr ich dabei anschaute, umso neugieriger wurde ich.

Die Präsenzveranstaltung fand dann im März an zwei aufeinanderfolgenden Tagen (Donnerstag und Freitag) statt. Die Teilnehmer*innen kamen sowohl von meiner als auch von anderen französischen Schulen in Abidjan. Die beiden Fortbildungsleiter – zwei französische Lehrer, die in Lomé, Togo unterrichten – gaben sich ungeheuer Mühe, uns so viele Medien wie möglich entdecken und vor allem auch ausprobieren zu lassen.

Die vorgestellten Medien empfand ich dabei als wirklich nützlich. Es handelt sich hierbei nicht lediglich um Fungadgets, sondern wirklich sinnvolle Medien, die sich als Mehrwert im eigenen Unterricht erweisen können. Sofern sie denn auch optimal eingesetzt werden.

Ich sah mich ehrlich dabei, diese Medien in meine eigene Unterrichtsplanung einzubinden und in meinem Unterricht einzusetzen. In meinem Kopf sprudelte es bereits an Ideen. 

Und es kam noch besser.

Die Kirsche auf der Sahnehaube

Neben dem „bloßen“ Entdecken und Ausprobieren verschiedener Medien, hatten sich die Leiter noch etwas anderes überlegt. Denn anders, als ich es in so ziemlich allen Fortbildungen bisher erlebt habe, arbeiteten wir hier mal nicht nur auf theoretische Weise. Vorab waren wir nämlich darum gebeten worden, mit eigenen Unterrichtsideen und Materialien zu kommen. Idealerweise sollte man diese zuvor bereits auf der Plattform hochladen.

Nachdem wir also die vorgestellten Medien ausprobiert haben, arbeiteten wir nicht mehr mit den selben Materialien, wie ich es in den vorherigen Fortbildungen fast ausschließlich erlebt habe. Stattdessen arbeitete jede*r individuell am eigenen Material und an den eigenen Ideen.

Und das war wirklich super.

Dabei gingen die Fortbilder auch optimal auf Einzelwünsche ein. So wurde mir beispielsweise ein Programm namens H5P individuell erklärt, mit dem ich zu einem Video Fragen hinzufügen kann, die zum gewünschten Zeitpunkt erscheinen. Während der beiden Tage hatten die beiden Fortbilder keine Zeit gefunden, obwohl sie dies ursprünglich vorgesehen hatten. Da ich durch die Onlinemodule zuvor jedoch auf diese Form der Hör-/Sehverstehensüberprüfung aufmerksam geworden war, wurde mir diese im Einzelgespräch gezeigt und erklärt.

Und das Endergebnis werde ich wirklich im Unterricht einsetzen können. 

Noch dazu hat jede*r am Ende der Fortbildung das eigene Produkt zu dem derzeitigen Stand vorgestellt. Egal wie weit man war, es wurde alles gewertschätzt und es war wirklich interessant, was jede Person für das eigene Fach erstellt hat.

Zu guter Letzt…

Wie aus meinem Artikel sicherlich deutlich hervorgegangen ist, war dies eine echt gelungene Fortbildung, die sich nicht nur auf die reine Instruktion beschränkte, sondern insbesondere das eigene Ausprobieren – und dies anhand eigener Materialien – favorisierte. Es bleibt einzig zu hoffen, dass ich in Zukunft auch die Zeit finden werde, mehrere davon in meine Unterrichtsplanung integrieren zu können. Schließlich benötigt dieser Mehraufwand etwas Zeit – und diese haben wir Lehrkräfte ja zumeist nicht so im Überfluss. Nichtsdestotrotz bin ich mit einem guten Gefühl aus dieser Fortbildung gegangen. In Zukunft werde ich mit Sicherheit auch einige der während der Fortbildung entdeckten Medien hier vorstellen. 

Was meiner beschwingten Stimmung allerdings einen Dämpfer versetzte, war mal wieder die Schule, die keinerlei Sinn für eine Work-Life-Balance zu haben scheint. An beiden Tagen waren dann noch Notenkonferenzen angesetzt, wobei eine bis 19:30 Uhr ging. Soviel zum Thema „Zeit“…

Bevor Sie gehen...

Danke für Ihren Besuch auf Lærari. Tragen Sie sich doch in den Newsletter ein, um stets über Neuigkeiten auf dem Laufenden zu bleiben.

Ich verspreche, dass ich keinen Spam versende! Erfahren Sie mehr in meiner [link]Datenschutzerklärung[/link].

Sie können sich jederzeit von meinem Newsletter abmelden.