Nein. Nicht. Nö. Fällt es Ihnen manchmal auch so schwer, das zu sagen? Im Arbeitsbereich kostet mich das Aussprechen dieser Worte oftmals riesige Überwindung. Zu sehr habe ich Angst vor möglichen negativen Konsequenzen. Dementsprechend ausweichend reagiere ich in solchen Fällen auf Bitten etc. Bloß, um die Menschen nicht vor den Kopf zu stoßen. Deshalb feiere ich umso mehr, dass ich es vor Kurzem dennoch gewagt habe, Nein zu sagen.
Die Ursprünge der Angst
Bereits in meinem Artikel „Das Problem mit dem Neinsagen“ schrieb ich, dass die Angst davor etwas abzulehnen unterschiedliche Ursachen hat. Ein möglicher Grund kann sein, dass man dadurch Menschen enttäuschen muss/müsste. Im Bereich Schule haben beispielsweise viele Menschen den Lehrkräften gegenüber Erwartungen: die Schulleitung, Schüler*innen, Eltern, Kollegen*innen, … Diese mitunter nicht erfüllen zu können und die möglichen damit einhergehenden Konsequenzen können beides eine Quelle der Angst sein. Wie bereits zuvor angedeutet ist speziell Letzteres mein größtes Problem. Gedanken wie „Was, wenn …?“ und „Und wenn jetzt … passiert?“ geistern daraufhin dann „gerne“ in meinem Kopf herum.
Im Rahmen meiner Recherche für den oben genannten Artikel stieß ich dann auch auf mögliche Lösungswege. Beispielsweise sollte man beim Abwägen einer Antwort auf eine Bitte hin erörtern, weshalb man Ja sagen möchte. Aus einem schlechten Gewissen heraus sollte man sich nämlich niemals zu einem solchen Ja gezwungen fühlen. Aber natürlich – Wie könnte es auch anders sein? – habe ich es trotz dieses damals neu erworbenen Wissens nicht geschafft, dies in meinen Alltag zu integrieren.
Das Ärgernis
In letzter Zeit schrieb ich hier (Speziell in den Artikeln: „Das Jahr geht zu Ende… – Vorsätze, die den Januar überdauern“ und „Blogparade 2024 #1 – Mein (schulisches) Motto für 2024“) vermehrt davon, dass ich meine Gesundheit seit einiger Zeit viel ernster nehme. Dazu gehört auch das Abschalten von der Schule. Kann ich es verhindern, so erledige ich zu Hause auch keinerlei schulische Aufgaben mehr. Diese Entscheidung spielte bei meinem kleinen Sieg eine Rolle. Und das kam so:
Durch den Africa-Cup, der derzeit in unserem Land, der Elfenbeinküste, ausgetragen wird (mehr dazu unter: „Fußballfieber“), hat die Regierung beschlossen, an den Wochentagen, an welchen die Nationalmannschaft spielen würde, den Unterricht ausfallen zu lassen. Dieser solle dann zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt werden. An unserer Schule wurden die entfallenen Stunden auf mehre Mittwochnachmittage in Folge verlegt. Da ich in diesem Jahr mittwochs nicht arbeite, passte mir das natürlich gar nicht. Aber gut, was soll man machen?
Nun hatten wir bereits den vorletzten Donnerstag und den vergangenen Montag frei. Eigentlich. Denn urplötzlich – nicht einmal eine Woche davor – wurde an unserer Schule plötzlich eine Fortbildung für eine Handvoll Lehrkräfte anberaumt. Für den besagten Montag. Der offiziell frei sein sollte. Und das noch dazu um 8 Uhr. Für mich würde das heißen: Statt dem freien Mittwoch Unterricht am Nachmittag und statt dem freien Montag eine Fortbildung. Sprich: Kein freier Tag mehr in der Woche.
Mein kleiner Sieg
In diesem Moment reichte es mir. Ich bin immer da. Bei jeder Versammlung, die manche Kollegen*innen gerne schwänzen, bin ich anwesend – und sei sie noch so unwichtig. Ist sie offiziell anberaumt, bin ich da. Aber nun platzte mir die Hutschnur. Ich bin kein Roboter und brauche auch mal einen Moment zum Durchschnaufen.Ich weiß, dass ich mit meinem freien Tag die Woche privilegiert bin. Wenn ich aber an einem landesweit offiziellen freien Tag plötzlich für eine dreistündige Fortbildung kommen soll, die quasi in letzter Minute anberaumt wurde, dann reicht es mir. Schließlich achte ich jetzt mehr auf mich und meine Gesundheit.
In meiner Antwortmail schrieb ich daraufhin, dass ich an besagtem Montag nicht zur Verfügung stehen werde. Und ich fand, dass ich mich dafür auch nicht rechtfertigen müsste. Ich konnte nunmal nicht. Zum Unterricht bin ich immer da. Aber das war ja nunmal eine Extrageschichte.
Hatte ich Angst vor möglichen negativen Konsequenzen? Selbstverständlich! Schließlich war es das erste Mal, dass ich so richtig deutlich ein „Nein“ kommuniziert habe. Aber ich blieb dabei. Eine Antwort erhielt ich nicht. Und natürlich verringerte dies meine Ängste nicht. Eher im Gegenteil. Dennoch blieb ich bei meiner Meinung.
Konsequenzen
Gab es schlussendlich Konsequenzen? Ja, aber nicht solche, wie Sie jetzt denken mögen. Stattdessen waren die Auswirkungen überraschend gut. Denn anscheinend hatten noch andere Kollegen*innen geschrieben, dass sie (terminlich) verhindert seien. Daraufhin erhielten wir am Freitag eine Nachricht, dass der Termin verschoben werde.
Schmälert das meinen Sieg? Natürlich nicht. Ich bin nach wie vor sehr stolz auf mein erstes deutliches Nein. Es war wichtig und hat mir gezeigt, dass es möglich ist. Sollte ich in der Zukunft also erneut den Eindruck haben, dass durch eine Entscheidung meine Gesundheit negativ beeinflusst würde, werde ich in Zukunft schneller entscheiden, auch mal Nein zu sagen, wenn mir dies möglich ist.
Und Sie?
Haben Sie vielleicht ebenfalls Ängste vor den Konsequenzen eines Neins? Wenn ja, wie gehen Sie damit um? Oder haben Sie eventuell ebenfalls eine Situation erlebt, in der Sie sich getraut haben, Nein zu sagen und feiern diese? Schreiben Sie mir gerne. Ich würde mich sehr über Ihre Erfahrungen und vielleicht ja auch Tipps freuen.
Abbildungsverzeichnis:
- Abbildung 1: „Einfach Nein!“, basierend auf https://stock.adobe.com/search?k=stop&asset_id=217571978 (Zugriff: 27.01.2024)
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