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Quelle: https://www.amazon.com/Deep-Work-Cal-Newport-audiobook/dp/B0189PVAWY (letzter Zugriff: 23. Januar 2021)

Fortsetzung meiner sechsteiligen Zusammenfassung des Hörbuchs Deep Work. Rules for focused success in a distracted world von Cal Newport. Die deutsche Übersetzung ist unter dem Titel Konzentriert arbeiten. Regeln für eine Welt voller Ablenkungen erschienen.) Die Übersetzungen aus der englischen Sprache sind meine eigenen.

Warum intensive Arbeit rar ist. (Teil I, Kapitel 2)

In vielen Arbeitsfeldern werden viele Dinge dem intensiven Arbeiten vorgezogen, wozu auch des schnelle Antworten auf Emails zählt. Das Schlimmste daran ist, dass viele dieser Trends die eigene Fähigkeit mindern, in die Tiefe zu gehen. Ist man beispielsweise gerade dabei, sich in die eigene Arbeit zu vertiefen und das Telefon klingelt plötzlich im Hintergrund, so ruiniert dies, worauf man sich konzentriert hat. Selbst wenn man sich dessen in diesem Moment nicht bewusst ist, so reagiert das eigene Gehirn doch auf derartige Ablenkungen. Dies nennt der Autor „Aufmerksamkeitsfragmentierung“ (attention fragmentation). Eine Unterbrechung, selbst noch so kurz, verzögert die komplette Zeit, die für die Vervollständigung einer Aufgabe benötigt wird um einen nicht unerheblichen Teil, eben weil die eigene Aufmerksamkeit von der Aufgabe losgelöst wurde. 

Gründe für seichte Arbeit

Die Seltenheit intensiver Arbeit rührt jedoch nicht von einer fundamentalen Schwäche her. Stattdessen liegt es laut Cal Newport daran, dass auf Wissen fundierte Berufe oftmals nicht klar genug definiert sind. Noch dazu werden diese immer komplexer, sodass der Erfolg individueller Anstrengungen immer schwerer zu messen ist. Ohne ein klares Feedback, tendieren wir eher zu Verhaltensweisen, die für den Moment leichter sind. Das kann z.B. ein reger Email-Verkehr sein. Dieser lässt uns produktiv erscheinen, aber in unserer eigentlichen Arbeit bringt uns dies nur wenig bis gar nicht voran. 

Mehr Resultate und Zufriedenheit

Obwohl die zunehmende Tendenz zu Ablenkung zunimmt, so kann sie dennoch leicht abgelegt werden, wenn man sich bewusst entscheidet, eine intensive Arbeitsmoral zu kultivieren. Natürlich ist es leichter und oft hilfreich, wenn man eine Nachricht in nur ein paar Minuten erhält. Es erfordert weniger Planung und Organisation. Die einfache Frage ist jedoch folgende: Hilft es der eigenen Arbeit wirklich, permanent online zu sein? Auf Dauer führt es zu einem besseren Endergebnis und langfristig auch zu mehr Zufriedenheit, wenn man die eigene Aufmerksamkeit auf die Dinge lenkt, die zählen. 

Geschäftigkeit vs. Produktivität

Geschäftigkeit ist ein Stellvertreter für Produktivität. Wenn möglich, so sollte man sich lieber öfters mal skrupellos verhalten und auch mal administrative Verpflichtungen vermeiden. Grund hierfür ist, dass diese nur die eigene Fähigkeit verringerten, sich um das zu kümmern, was am meisten im professionellen Leben zählt. 

Hierbei musste ich zwangsläufig an nicht enden wollende Konferenzen mit wenigen Ergebnissen denken… Leider ist die Anwesenheit bei diesen Konferenzen teil des Lehrerberufs und somit wenig vermeidbar.  

Was ist mein Wert?

Es ist von absoluter Wichtigkeit, sich darüber klar zu werden, was im eigenen Berufsleben zählt, und was nicht. Ein konkretes Gefühl von Erfüllung ist ein Problem für viele Wissensarbeiter*innen: Sie möchten einen Beweis dafür haben, dass sie produktive Mitglieder der Gemeinschaft sind, aber sie sind sich nicht eingehend darüber im Klaren, was diese Ziele ausmacht. 

Klingelt es da auch bei Ihnen? Wo unsere Leistungen als Lehrkräfte so oft abgetan werden und uns stetig vorgeworfen wird, wir würden ja kaum arbeiten…  

Fließbandarbeit und Effizienz

Ursprung dieses Problems ist die Entstehung von Fließbändern und der damit aufkommenden Effizienzbewegung. Es scheint so, als ob sich heutzutage viele Wissensarbeiter*innen zunehmend der alten Definition von Produktivität zuwenden, indem sie vermehrt einer sichtbareren Geschäftigkeit nachgehen (z.B. Email schreiben und zu Meetings gehen), da es ihnen an einer besseren Weise mangelt, um ihren eigenen Wert zu demonstrieren. Diese Geschäftigkeit dient als Ersatz für Produktivität. Der allgemeine Gedanke ist: Bist du nicht sichtbar geschäftig, so bist du auch nicht produktiv. 

Auch dies kommt Ihnen als Lehrkraft sicherlich bekannt vor. Da man unsere stundenlange Arbeit, oft noch bis in die Nacht hinein, nicht sieht, kann sie ja auch nicht existieren und wird somit kaum gewertgeschätzt…

Jedoch ist Wissensarbeit kein Fließband und Nützliches aus Informationen zu extrahieren, ist eine Tätigkeit, die oftmals uneins mit bloßer Geschäftigkeit ist. Sich zu isolieren, steht somit im Gegensatz dazu, öffentlich geschäftig zu sein. Allerdings produziert diese intensive Strategie einen hohen Wert an Nutzen. Gleichzeitig halten viele etwas, das unsichtbar ist, für irrelevant. 

Wie wahr…  Getreu dem Motto: Was ich nicht sehe, kann auch nicht existieren…

Intensive Arbeit baut dabei auf Werten wie Qualität, handwerkliches Können und Expertise, die deutlich altmodisch und nicht technisch sind. Schlimmer noch, oftmals benötigt ein intensives Arbeiten die Ablehnung von vielem, was neu und Hightech ist. Die Nutzung sozialer Medien und ähnlichem steht dabei im genauen Gegensatz zu einer derartig tiefgründigen Arbeitsweise. 

Die Verbindung zwischen Tiefe und Bedeutung

Ziel ist es, die eigene Fähigkeit tief zu gehen systematisch zu entwickeln. Wissen tauscht dabei Klarheit gegen Ambiguität aus – im Gegensatz zu Handwerkern*innen, die direkt die Resultate ihrer Arbeit sehen. Dass diese Verbindung zwischen Tiefe und Bedeutung weniger klar in der Wissensarbeit ist, heißt aber nicht, dass diese nicht existiert. Indem Tiefe über Oberflächlichkeit gestellt wird, kann genau derselbe Nerv an Bedeutung getroffen werden, der Handwerker*innen vorantreibt. Eine weitere These ist, dass das intensive Leben nicht nur wirtschaftlich lukrativ ist, sondern das Leben insgesamt lebenswerter macht. Dies zeigt sich auf drei Ebenen:

(1) Die neurologische Ebene

Aufmerksamkeit – das heißt, worauf wir uns gezielt fokussieren und worauf nicht – spielt eine große Rolle darin, die Qualität unseres Lebens zu definieren. Unser Gehirn konstruiert unsere Weltsicht basierend auf dem, dem wir unsere Aufmerksamkeit zuwenden, im Gegensatz zu der allgemeinen Annahme, dass dies auf unseren Gegebenheiten beruht. Wer man ist, was man denkt, fühlt und tut, was man liebt, ist die Summe dessen, auf dass man sich konzentriert. Es geht darum, das eigene Gehirn neu zu „verkabeln“. Unsere Aufmerksamkeit geschickt zu steuern, verbessert unsere Welt, ohne konkret etwas an dieser zu ändern. 

Es ist somit von Vorteil, eine Konzentration zu kultivieren, die so intensiv ist, dass keine Aufmerksamkeit mehr zur Verfügung steht, um über Dinge nachzudenken, die irrelevant sind oder sich um Probleme zu sorgen. Die Gewohnheit, permanent den Emaileingang zu kontrollieren, ermöglicht es diesen Problemen, permanent in vorderster Reihe der eigenen Aufmerksamkeit zu stehen. Der eigene Verstand konstruiert dabei ein Verständnis des eigenen Arbeitslebens, dass von Stress, Irritation, Frustration und Trivialität dominiert ist.

Bei einem Arbeitstag, der von der Seichtheit dominiert wird, handelt es sich aus neurologischer Sicht, um einen auslaugenden und erschütternden Tag. Dies ist selbst dann der Fall, wenn der Großteil der oberflächlichen Dinge, die unsere Aufmerksamkeit in Anspruch nehmen, harmlos oder Spaß zu sein scheinen. Steigert man die Zeit im Zustand absoluter Tiefe, so verwendet man das eigene Gehirn auf eine Weise, die aus mehreren neurologischen Gründen die Bedeutung und Zufriedenheit steigert, die man mit dem eigenen Arbeitsleben assoziiert. Es gilt, seine Ziele sorgfältig auszuwählen und diesen dann seine ungeteilte Aufmerksamkeit zuzuweisen. 

(2) Die psychologische Perspektive 

Eine weitere Theorie besteht darin, dass die besten Moment in der Regel dann bestehen, wenn jemandes Körper oder Geist in einer bewussten Bemühung etwas schweres oder lohnenswertes zu bewerkstelligen bis zum Äußersten gefordert werden, man sich konzentriert und sich in einer Aktivität verliert. Dies nennt sich Flow. Unser Geist mag diese Anstrengungen, egal um welches Thema es sich handelt. Intensives Arbeiten generiert diesen Zustand des Flows. 

Ironischerweise lassen sich Jobs eher besser genießen als Freizeit, da diese, genauso wie Flow-Aktivitäten, bereits integrierte Ziele haben sowie Regeln des Feedbacks und Herausforderungen. All dies, das uns ermutigt, uns stärker in die eigene Arbeit zu integrieren, zu konzentrieren und sich darin zu verlieren, steht im Gegensatz zu der permanenten Erholung. Zudem ist Freizeit unstrukturiert und benötigt größere Anstrengung, um diese in etwas zu gestalten, was genossen werden kann. 

(3) Die philosophische Perspektive

Was zählt ist nicht unbedingt, was bedeutungsvoll ist und was nicht, sondern was eine professionelle Zufriedenheit generiert. Dabei kann auch die Arbeit im Wissensbereich ein gleiches Potential ermöglichen, wie im Handwerk: Die eigene Arbeit ist das Handwerk. Und wenn man diese Fähigkeit verfeinert und diese mit Respekt und Aufmerksamkeit anwendet, dann kann man in den täglichen Anstrengungen des professionellen Lebens Bedeutung generieren. Es geht dabei um die Herangehensweise an die eigene Arbeit und Arbeitsweise. 

Erneut: 

Intensive Arbeit ist nötig, um die eigenen Fertigkeiten zu verfeinern und diese dann auf einem Elite-Level anzuwenden. Das intensive Arbeiten stellt somit den Schlüssel für das Extrahieren von Bedeutung aus der eigenen Profession dar. Intensive Arbeit anzunehmen und diese darauf zu lenken, die eigene Fertigkeit zu kultivieren, ist eine Anstrengung, die den Job im Wissensbereich von einer ablenkenden und auslaugenden Obligation in etwas erfüllendes verwandeln kann. Wird diese Fertigkeit kultiviert, kann man professionell aufblühen. Es ist somit wichtig, dass das angestrebte Ziel mit einem selbst auf menschlicher Ebene im Einklang ist. Diese drei genannten Perspektiven weisen darauf hin, dass eine Verbindung zwischen Tiefe und Bedeutung besteht. 


Zusammenfassend hier nun die Aspekte, die ich aus diesem Teil besonders für mich mitgenommen habe: 
  1. Eine auch noch so kurze Unterbrechung, verzögert den Abschluss unserer Aufgaben dennoch, da unsere Aufmerksamkeit von diesen losgelöst wurde. Es gilt somit, sich völlig in eine Aufgabe zu vertiefen, um in einen Fluss (flow) zu gelangen, der zu hervorragenden Ergebnissen führt. 
  2. Vielfach tendieren Menschen, die im Wissensbereich arbeiten, – wozu ich auch uns Lehrkräfte zähle – zu seichter Arbeit, da diese deutlicher sichtbar ist als intensive Arbeit, um der Gesellschaft ihren eigenen Wert beweisen zu können. Sie ersetzen somit Produktivität durch Geschäftigkeit. Damit wenden sie sich einem Verständnis von Produktivität zu, welches aus der Fließbandarbeit stammt, wo mehr Ergebnisse deutlich sichtbar sind. Im Wissensbereich ist dies jedoch nicht der Fall. Ein intensives Arbeiten baut deutlich mehr auf Qualität, Können und Expertise als auf Masse. Somit ist die Suche danach, der Gesellschaft die eigene Produktivität beweisen zu können, katastrophal im Wissensbereich, da dies praktisch nur durch oberflächliche Geschäftigkeit (viele Emails, viele Vorträge, viele Meetings, etc.) möglich ist.            
  3. Es kann jedoch durch ein intensives Arbeiten genau der Wert an Bedeutung generiert werden, wie es beispielsweise Handwerker*innen empfinden. Für Wissensarbeiter*innen ist die eigene Arbeit das Handwerk. Genauso sollten wir es auch sehen: als unser eigenes Werk.

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