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Am Anfang des Schuljahres heißt es, all die Namen der Schüler*innen auswendig zu lernen. Es ist mir bewusst, dass das für eine Vielzahl an Lehrkräften eine anstrengende Aufgabe ist. Auch ich gehöre dazu. Und so mancher wird sich zunächst mit der Methode behelfen, einfach auf den oder die jeweilige(n) Schüler(in) zu zeigen. Dies natürlich, um die eigene Schwäche zu kaschieren. Auch ich bin zu Beginn meiner Lehrerkarriere diesen Umweg gegangen. Dabei kam mir jedes Mal furchtbarer vor, wenn ich erneut nicht direkt mit den Schülern*innen kommunizieren konnte. 

Weshalb die Kenntnis der Namen wichtig ist

Die Kenntnis der Namen der eigenen Klassen ist in vielerlei Hinsicht von Bedeutung. Ein Name steht in der Regel für die Identität einer Person. Deshalb ist es auch etwas fragwürdig, wenn eine Lehrkraft den eigenen Schülern*innen andere Namen gibt, die dann im Fremdsprachenunterricht benutzt werden sollen. Schon einen Namen zu lernen kann eine riesige Hürde sein. Wie soll das bitte bei zwei Namen für ein und denselben Schüler laufen??? Noch dazu sollte man auch auf die richtige Aussprache achten. Auch das zeigt der jeweiligen Person gegenüber eine gewisse Art von Respekt.

Noch dazu ist die mündliche Leistung der einzelnen Schüler*innen Teil der Benotung. Weiß ich nicht, wer sich denn da eigentlich die ganze Zeit so schön beteiligt hat, habe ich spätestens bei der Notenbesprechung ein Problem. Zu Problemen kommt es auch, wenn jemand ständig stört (sei es durch durchgängiges Gesabbel oder durch Herumlaufen etc.), man diese Person aber nicht zur Ordnung rufen kann. Des Weiteren sollte man auf Nachfrage beispielsweise des Klassenlehrers hin auch über das Verhalten eines Schülers/einer Schülerin berichten können. Wenn man jedoch nicht weiß, über wen denn eigentlich gesprochen wird, so stellt einen dies doch vor gewaltige Probleme. 

Bestimmt gibt es noch viele weitere Gründe, aber diese vier sind sicherlich am essentiellsten. 

Mache nie denselben Fehler wie ich

Man sollte jedoch auch offen und ehrlich den Schülern*innen gegenüber sein, kann man sich nach wie vor einen Teil der Namen nicht merken. Es ist zwar peinlich, dies zuzugeben, aber man sollte diesbezüglich auch ehrlich sein. Bei mir war es zu Beginn mit einer Klasse einmal so schlimm, dass ich aus lauter Scham, anstatt den korrigierten Vokabeltest an jede/n Schüler*in einzeln auszuteilen und lieber noch einmal nach den Namen zu fragen, alle auf einen Tisch gelegt und die Schüler*innen gebeten habe, sich ihr Exemplar herauszusuchen. Rückblickend möchte ich nach wie vor im Erdboden versinken, aber ich kann es natürlich nicht mehr ändern. Ich kann nur meine Lehren daraus ziehen – und natürlich meine Erfahrung mit meiner sehr geehrten Leserschaft teilen, auf dass sie nie den gleichen Fehler macht. 

Strategien zum Erlernen der Namen

Wie geht man also am besten vor, vor allem dann, wenn man – wie ich – Schwierigkeiten hat, sich Namen zu merken? (Gesichter vergesse ich eigentlich nie, aber Namen sind für mich problematisch.) Ich bin vielerlei Methoden begegnet, die das Erlernen der Namen erleichtern soll – sowohl als Lehrkraft als auch als Schülerin. 

Namensschilder und Fotos

Angefangen mit der Bitte an die Schüler*innen, Namensschilder vor sich aufzustellen, was sie solange tun sollten, bis die Namen endlich verinnerlicht wurden, über Fotos von Schülern*innen mit ihrem Namensschild bis hin zum Ausdrucken der Fotos im Intranet, war alles dabei. Letzteres ist jedoch nicht immer die beste Idee, da die Bilder mitunter völlig veraltet sind. So hat man mitunter Fotos von Schülern*innen, als diese an der weiterführenden Schule in der 5. Klasse angefangen haben, obwohl diese mittlerweile bereits in der 10. Klasse sind. Wer versucht, sich daraufhin die Namen zu merken, wird oftmals starke Probleme haben. 

Der Sitzplan

Eine weitere Methode ist, sich von einer/m Schüler*in einen Sitzplan erstellen zu lassen. Den kann die Lehrkraft dann stetig vor sich legen. Dadurch, dass man durch diese Methode bereits die Namen der Schüler*innen verwendet, prägen sich diese in der Regel besser ein. Voraussetzung für ein gutes Gelingen dieser Strategie ist natürlich, dass die Schüler*innen diesen Sitzplan auch einhalten. Problematisch ist ein Fokussieren auf den Sitzplan nur, wenn jede Unterrichtsstunde in einem anderen Raum stattfindet. Wenn diese Räume nicht immer gleich aufgebaut sind, so würde in diesem Fall natürlich stets ein anderer Sitzplan benötigt. Grundsätzlich hilft jedoch die Verwendung der Namen der Schüler*innen beim Erlernen dieser enorm weiter. Sinnvoll ist, sich möglichst nach jeder Unterrichtsstunde noch einmal hinzusetzen und anhand des Sitzplans, die Gesichter in Erinnerung zu rufen. Das sollte am besten jeden Tag noch einmal getan werden, bis die Namen sitzen. 

Als Anfängerin habe ich dies als sehr schwer empfunden. Schließlich war ich selbst zu sehr mit all den Aufgaben im Klassengeschehen beschäftigt. Nun funktioniert dies aber besser. Während Still-, Partner- oder Gruppenarbeiten gehe ich im Klassenraum umher und versuche mir, die Gesichter der Schüler*innen und deren Namen einzuprägen. Ich schaue mir den Namen und das Gesicht dazu an. Dann schaue ich mir nur das Gesicht an und sage innerlich den Namen auf. Damit die Schüler*innen es nicht als seltsam empfinden, wenn ich ihnen auffällig lange ins Gesicht schaue, mache ich Handgesten und/oder murmele die Namen etwas lauter vor mich hin, sodass sie begreifen, dass ich dabei bin, ihre Namen zu lernen. 

Die Klassenliste

Eine weitere Strategie, die helfen kann, wenn eine Vielzahl an Namen schon verinnerlicht wurden, aber einem doch noch einige Namen entfleuchen, ist folgende: Beispielsweise während einer Phase des gemeinsamen Lesens, entscheidet man anhand der Klassenliste, wer lesen sollte. Genau hier wählt man die Namen heraus, denen man auch dann noch kein Gesicht zuordnen kann, wenn bereits keine Namensschilder mehr aufgestellt werden. Wenn man nun die Schüler*innen zum Lesen auffordert, deren Namen man nicht beherrscht und solange nicht hochschaut, bis die jeweilige Person angefangen hat zu lesen, so hat man erneut eine Möglichkeit, um dem Namen ein Gesicht und eine Stimme zuzuordnen. 

Namen lernen in Zeiten von Corona

Seitdem unsere Gesellschaft stark von Corona dominiert wird, gab es selbstverständlich auch eine Vielzahl an Änderungen in unserer Schule. Inzwischen sind wir wieder komplett in den Präsenzunterricht übergegangen. Seitdem ist das Lernen von Namen der Schüler*innen eine noch viel größere Hürde geworden, denn nun sind alle dazu angehalten, eine Maske zu tragen. Als Lehrkraft ist das Lernen von Namen anhand von nur noch einem Teil des Gesichtes nicht immer ganz leicht. Ich frage mich schon, wie es sein wird, wenn die Schüler*innen, die ich seit Beginn des Schuljahres ausschließlich mit Maske gesehen habe, diese ab einem Zeitpunkt abnehmen werden. Um ehrlich zu sein, erkenne ich die Schüler*innen mitunter jetzt schon nicht direkt wieder, wenn ich sie außerhalb des Klassenraums plötzlich ohne Maske wiedersehe. 

Fazit

Insgesamt ist das Erlernen von Namen – zumindest für mich – nicht einfach und ich benötige einfach ungeheuer viel Zeit dafür. Gleichzeitig ist es aber wichtig, die Schüler*innen ansprechen und ihnen auf diese Weise mental eine Identität zuweisen zu können. Je schneller man die Namen beherrscht, desto besser beherrscht man auch das Klassengeschehen, da besser auf bestimmte Situationen reagiert werden kann. Die in diesem Artikel genannten Probleme und Methoden sind diejenigen, die mir begegnet sind, aber ich kann mir vorstellen, dass Sie weiteren begegnet sind. Ich würde mich deshalb freuen, wenn Sie mir schreiben und dabei von Ihren Erfahrungen und Strategien erzählen würden.

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