Fast überall herrscht ein Mangel an Lehrkräften
Dass neben anderen Ländern auch in Deutschland erhebliche Probleme bestehen, die zur Verfügung stehenden Stellen für Lehrkräfte zu besetzen, ist bekannt. Zu Beginn dieses Schuljahres 2022/23 schätzte der Deutsche Lehrerverband, dass bis zu 40.000 Lehrkräfte fehlten (cf. News4Teachers.de). In Abbildung 1 sind diesbezüglich genauere Prognosen für die nächsten Jahre zu sehen. Durch das Fehlen von Lehrkräften komme es immer wieder zu „Unterrichtsausfällen, gekürzten Stundenplänen, gestrichenen Zusatzangeboten“ (ibid.) (siehe hierzu auch Abbildung 2, die das Ganze humoristisch darstellt).
Beispiel Niedersachsen
Auch das Bundesland Niedersachsen bildet hierbei natürlich keine Ausnahme. Vor Kurzem wurde nun berichtet, dass die Kultusministerin des Landes, Julia Willie Hamburg (Grüne), verlauten ließ, dass der Lehrkräftemangel schätzungsweise noch zehn weitere Jahre andauern würde (cf. Zeit Online). Diese Angabe wurde vielerorts hoch gelobt. Es sei endlich mal eine ehrliche Angabe, die nichts schön redet.
Selbstverständlich ist es gut, dass es hierdurch eine konkrete Zahl gibt. Damit lässt sich selbstverständlich besser arbeiten. Gleichzeitig frage ich mich, warum da jetzt so ein Hype drum gemacht wird. Denn es ändert schließlich nichts an der eigentlichen Problematik. Und so meint der niedersächsische Landesschülerrat auch folgerichtig: „Das Kultusministerium sei nach der Prognose der Ministerin in der Pflicht, konkrete und langfristige Maßnahmen vorzulegen, damit der Lehrkräftemangel in zehn Jahren beseitigt werde“ (Zeit Online).
Wirksame Maßnahmen müssen her
Das ist es nämlich, um was es wirklich geht: Es muss für echte Maßnahmen gesorgt werden, die dann auch Wirkung zeigen. Ohne diese bringen auch die genausten Zahlen nichts. Da können die Experten noch so sehr diskutieren, wieviele Lehrkräfte wirklich benötigt werden und wie lange der Lehrkräftemangel vermutlich anhalten wird.
Die bildungspolitische Sprecherin der FDP-Fraktion, Ria Schröder, ist diesbezüglich der Meinung, dass zum einen „eine leistungsgerechte Vergütung“ (News4Teachers.de) Abhilfe schaffen könnte, aber auch „bessere Arbeitsbedingungen“ (News4Teachers.de).
So sehr ich mit Letzterem einverstanden bin, so sehr widerstrebt es mir, den ersten Punkt als wirksames Mittel anzuerkennen. Denn als Lehrkraft weiß ich, dass es nicht um das Geld geht. Das eigentliche Problem sind die Arbeitsbedingungen. Diese müssen verbessert werden. Denn der immer größer werdende Haufen an Aufgaben, die Lehrkräfte bewältigen müssen, wirkt sich nur allzu oft auch auf deren Privatleben aus. Um alles zu schaffen, muss auch im Privatem immer wieder gearbeitet werden. Und wenn man nicht aktiv für die Schule arbeitet, so kreisen die Gedanken vielfach dennoch um das Schulgeschehen.
Eine ausgewogene Work-Life-Balance ist nur allzu oft nicht gegeben oder nicht möglich.
Das wissen auch die angehenden Studierenden und entschieden sich zuletzt dann mehrfach auch dagegen. Dies ist wohl auch der Grund, weshalb es zuletzt nicht mehr gelang, alle Studienplätze für das Lehramt zu besetzen.
Abschließend…
Wie man es dreht und wendet, es geht, meiner Meinung nach, hauptsächlich um die Arbeitsbedingungen, die einer dringenden Verbesserung bedürfen. Hier sollte man ansetzen. Da ist es nur wenig hilfreich herauszufinden, wie lang der Lehrkräftemangel schätzungsweise anhalten wird. Natürlich bedarf das deutsche Schulsystem auch grundsätzlich einer Veränderung, aber um das Problem des Lehrkräftemangels kurzfristig in den Griff zu bekommen, sollte zunächst bei den Lehrkräften selbst begonnen werden. Gerade auch deshalb, weil die derzeit aktiven Lehrkräfte durch den Mangel an Personal oftmals noch mehr Arbeiten erledigen müssen. Da ist es nicht verwunderlich, dass sich hierdurch mehr und mehr in den Teilzeitbereich begeben: „[i]m Schuljahr 2020/21 […] knapp 40 Prozent […], die höchste Quote seit zehn Jahren“ (News4Teachers.de).
Literaturverzeichnis:
- News4Teachers (30.08.2022): Lehrermangel! Bis zu 40.000 freie Stellen können nicht mehr besetzt werden, unter: https://www.news4teachers.de/2022/08/lehrermangel-bis-zu-40-000-freie-stellen-koennen-nicht-mehr-besetzt-werden/ (Zugriff: 28.12.2022).
- Zeit Online (o.D.): Bildung. Schülerrat lobt Ministerin für Schätzung zu Lehrermangel (Quelle: zeit.de), unter: https://www.zeit.de/news/2022-12/21/schuelerrat-lobt-ministerin-fuer-schaetzung-zu-lehrermangel (Zugriff 27.12.2022).
Abbildungsverzeichnis:
- Abbildung 1: Prognosen zum Lehrkräftemangel (Quelle: iwd), unter: https://www.iwd.de/artikel/der-lehrermangel-in-deutschland-verschaerft-sich-546423/ (Zugriff: 28.12.2022)
- Abbildung 2: Holtschulte, Michael (o.D.): Stundenausfall durch Lehrkräftemangel. Süddeutsche Zeitung, unter: https://www.sueddeutsche.de/kolumne/lehrermangel-mit-geld-alleine-nicht-zu-loesen-1.4608982 (Zugriff: 28.12.2022).
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