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Mitunter kommen einem die seltsamen Handschriften von einigen Schülern*innen so vor, als stammten diese aus einer alten Zeitperiode mit einer uns unbekannten Schrift.

Ich hatte bereits eine Schülerin in einer Oberstufenklasse, die so klein und seltsam verwinkelt schrieb, dass ihre Buchstaben wie chinesische oder japanische Schriftzeichen aussahen.

Stoße ich auf ein derartig unleserliches Exemplar, so ist mein erster Instinkt selbstverständlich, die Wörter zu entziffern. Da wird verglichen, der gesamte Satz und der Kontext angeschaut, das Papier, auf dem das Wort steht, hin und her gedreht, weiter weg und näher ans Auge gehalten und mitunter werden sogar Kollegen, Familienmitglieder oder Freunde befragt. Leider führt dies nicht immer zum gewünschten Ergebnis. Dabei bleibt dann eine Frage offen. Nämlich die, wie mit derartigen Produkten zu verfahren ist. 

Was ich nicht lesen kann… 

Durch einige Erfahrung mit derartig unleserlichen Handschriften und durch viele Konversationen mit anderen Lehrkräften verschiedenster Fächer bin ich zu der Einsicht gelangt, dass es einfach nichts bringt. Ich kann nicht über eine halbe Stunde hinweg versuchen, ein einzelnes Wort zu entziffern. Diese Zeit habe ich einfach nicht. Selbst wenn ich diese hätte, wäre sie mir einfach zu kostbar für diese zum Teil unnötige Arbeit. Dementsprechend ist meine Devise inzwischen: Was ich nicht lesen kann, kann ich auch nicht bewerten. Somit markiere ich das jeweilige Wort als falsch. Ich kann keine Schüler*innen-Hieroglyphen lesen. Das kann auch keiner von mir verlangen. 

Achtung Strategien! 

Manche Schüler*innen haben sich einfach eine sehr schlechte Schreibweise angewöhnt und diese über die Jahre noch „verfeinert“. Gleichzeitig habe ich aber auch entdeckt, dass hinter einer schlechten Schrift auch Absicht stecken kann. Sind sich die jeweiligen Lernenden nicht sicher, wie ein Wort geschrieben wird, kann sich eine schlechte Handschrift bei betroffenen Wörtern als „schlaue“ Strategie erweisen. Dies ist insbesondere der Fall, wenn Lehrkräfte nicht so genau hinschauen. 

Speziell in einem Vokabeltest ist deshalb besonders auf die Schreibweise von Wörtern zu achten. Kann ich nicht genau erkennen, welchen Buchstaben ich jeweils vorliegen habe, so markiere ich diesen als falsch und ziehe beispielsweise eine Viertelpunkt ab. Mitunter liegen auch zwei Buchstaben genau übereinander. So, als hätte der Schüler/die Schülerin einen davon später als Verbesserung über den anderen geschrieben. Da aber hierbei oftmals nicht klar zu erkennen ist, welcher zuerst da war und welcher später darüber geschrieben wurde, erhoffen sich Lernende, dass die Lehrkraft einfach die richtige Form akzeptieren und den anderen Buchstaben ignorieren wird. Tappen Sie bloß nicht in diese Falle!

Seien Sie genau.

Ich bin inzwischen ganz genau. Was also nicht deutlich auszumachen ist, gilt als falsch. Um den Schülern*innen deutlich zu machen, wie schlimm das Problem ist, habe ich auch schonmal in einer Klausur alle Wörter farblich markiert, die ich nicht lesen konnte. Zusätzlich habe ich einen Kommentar an das Ende der Klausur geschrieben, in welchem ich auf diese Problematik hingewiesen habe. Denn gerade in einer Oberstufenklausur kann es sich als fatal erweisen, wenn etwas nicht gelesen werden kann und somit als falsch angestrichen wird. Das kann dann zum Verlust an Notenpunkten führen. Durch die farbliche Markierung ziehe ich die Aufmerksamkeit der betroffenen Schüler*innen auf die Vielzahl unleserlicher Wörter. 

Konsequenzen 

Nach all diesen Hinweisen gibt es aber auch genügend Lernende, die nichtmal ansatzweise versuchen, etwas zu ändern. Hierbei gilt es dann aber auch, sich selbst als Lehrkraft nicht unnötig zu stressen. Wenn sie nichts ändern wollen, dann kann ich ihnen auch nicht weiterhelfen. Mehr als immer wieder zu betonen, wie wichtig eine leserliche Schreibweise ist, kann ich nicht. Schüler*innen müssen auch lernen, dass ein Unwille, etwas zu ändern, unweigerlich zu Konsequenzen führt – wie beispielsweise eine schlechtere Note.

Die Lehrkraft als Vorbild 

Gleichzeitig ist aber nicht nur der Hinweis auf eine leserliche Handschrift wichtig. Auch als Lehrkraft sollten wir uns bemühen, deutlich an der Tafel zu schreiben. Dies ist zum einen natürlich zentral, um zu verhindern, dass die Klasse etwas falsch abschreibt. Dies geschieht auch so schon oft genug. Es sollte also nicht unnötig verschlimmert werden. Neben diesem Aspekt fungiert die Lehrkraft hier aber auch als Vorbild. Besitzt diese eine leserliche Handschrift, so kann sich dies sicherlich positiv auf die Schreibweise der Schüler*innen auswirken. Zur Not sollten Sie versuchen, zwei verschiedene Handschriften zu entwickeln: eine für die Tafel und Klassenarbeiten/Klausuren sowie eine für den Rest, wenn es nicht auf die Leserlichkeit ankommt. 

Fazit 

Insgesamt lässt sich sagen, dass es immer wieder Schüler*innen gibt, die uns zum Teil unleserliche Handschriften vorlegen. Haben wir alles versucht, um ein Wort zu entziffern und gelingt es uns auch dann immer noch nicht, sollten wir uns nicht unnötig abmühen. Wir tun uns damit einfach keinen Gefallen. Streichen Sie das unleserliche Wort als falsch an. Damit können wir den Schülern*innen auch eher deutlich machen, welche Konsequenzen eine derartige undeutliche Schriftweise hat. Akzeptiert man stattdessen alles, so werden diese Lernenden nur noch dazu ermutigt, so weiterzumachen. Damit tun wir aber uns selbst und auch allen anderen nachfolgenden Lehrkräften keinen Gefallen, da das zeitraubende und ermüdende Entziffern von unleserlichen Dingen nur noch weiterbestehen würde. Stattdessen sollten wir also stetig die Schüler*innen ermuntern, etwas zu ändern, um ihnen und uns weniger Probleme zu bereiten.

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