Erinnern Sie sich noch, dass ich zu Beginn des letzten Schuljahrs völlig überraschend eine weitere Klasse übernehmen musste? (Wenn nicht oder Ihnen dies neu ist, dann finden Sie mehr dazu in den Artikeln: „Neues Schuljahr, neues Glück?!“ und „Wie meine Woche war? Woher soll ich das wissen?“) Dabei handelte es sich noch dazu um einen Oberstufenkurs, genauer aus der Jahrgangsstufe 11. Die Masse an zusätzlicher Arbeit, die dadurch natürlich auf mich zukam, kann man sich vorstellen. Dadurch war das Schuljahr 2022/23 natürlich extrem arbeitsintensiv und zum Aufladen meiner Energiereserven benötigte ich dieses Mal ausgesprochen lange.
Ich war nicht die Einzige, die im vergangenen Schuljahr zusätzliche Stunden akzeptieren musste. Diejenigen, denen es ebenfalls so ging, litten gleichermaßen unter dem Mehr an Stunden und Arbeit. Gen Ende des vergangenen Schuljahrs wurde uns deshalb zugesichert, dass es im neuen Schuljahr (2023/24) anders laufen würde. Niemand würde zusätzliche Stunden annehmen müssen. Schließlich waren ja auch zwei neue Lehrkräfte eingestellt worden.
Wurde dies eingehalten? Natürlich NICHT… Und dreimal dürfen Sie raten, wer mal wieder Leidtragende war…
Schlechte Nachrichten am Flughafen
Wie üblich, habe ich die Sommerferien in Deutschland verbracht, um Familie und Freunde wiederzusehen. Für diejenigen, die es nicht wissen: Ich lebe und unterrichte in der Elfenbeinküste. Als ich gen Ende der Ferien am Flughafen auf meinen Rückflug wartete, erhielt ich eine Email, an die mein neuer Stundenplan angehängt war. Bewusst wartete ich mit dem Öffnen des Anhangs. Zu oft war ich schon enttäuscht worden. Am Zwischenstopp angekommen, konnte ich nicht länger an mich halten. Ich klickte auf den Anhang und – surprise, surprise – bereute es sofort.
Der Stundenplan war zum einen nicht so, wie ich mir diesen erhofft hatte: mit vielen Freistunden, die ich in der Regel nur wenig schätze, da sie den Arbeitstag nur unnötig in die Länge ziehen. Aber viel schlimmer: Ich fand eine zusätzliche Klasse vor. Anders als abgesprochen, sollte ich plötzlich zwei statt einer 9. Klasse unterrichten. Das bedeutete drei zusätzliche Stunden. Sie werden lachen: Ich dachte beziehungsweise ich hoffte, dass es sich hierbei um einen Fehler handeln könnte. Schließlich hatte es auch keinerlei zusätzliche Information gegeben.
Ich hätte es besser wissen müssen…
„Sie werden es liiieben!“
Am Schuljahresbeginn haben wir in der Regel zwei Vorbereitungstage mit Zusammenkünften, Besprechungen und, und, und. An diesen bekam ich endlich die Möglichkeit mit der stellvertretenden Schulleiterin, die für die Erstellung der Stundenpläne zuständig ist, über dieses Problem zu sprechen. Das Gespräch verlief jedoch nicht so, wie ich mir dies vorgestellt hatte. Denn lachend sagte sie mir, dass sie mir ja wieder einmal eine weitere Klasse zugeteilt hätte. (Wie witzig…)
Sie hätten durch eine Mehrzahl an Anmeldungen eine weitere 9. Klasse kreieren müssen. Diese bestünde aus Schüler*innen des klassischen Schulsystems und welchen, die Teil des englischsprachigen Bereichs der Schule sind. Die erste Gruppe erhält herkömmlichen Englischunterricht, während der generelle Unterricht für Letztere fast ausschließlich auf Englisch erfolgt. Die Stellvertreterin hätte dann geschaut, welcher Englischlehrkraft sie die Lernenden des klassischen Systems zuteilen könnte und dann einfach mich gewählt. (Sehr witzig. Ich weiß nicht, was es da zu lachen gab.)
Als ich anmerkte, dass ich davon nicht begeistert sei und ich schon im vergangenen Schuljahr sehr durch die Mehrarbeit angestrengt war, hörte sie sich das zwar an, meinte dann aber, es würde sich ja nur um eine Gruppe von zehn Schülern*innen handeln und dass ich es liiieben würde. (Ja, klar…)
Eine Klasse mehr bedeutet eben auch mehr Arbeit
Eine Gruppe von zehn Schülern*innen klingt entspannt, aber es handelt sich hierbei eben doch um drei zusätzliche Stunden pro Woche, die ja noch dazu vor- und nachbereitet werden wollen. Natürlich kann ich das Material aus der anderen 9. Klasse verwenden, aber das geht eben nicht mit allem und ich verwende in Parallelklassen nicht dieselbe Klassenarbeit (nur in ganz seltenen Ausnahmefällen, wenn ich weiß, dass ein Austausch nicht möglich ist). Zu sehr tauschen sich die Schüler*innen hier untereinander aus.
Dazu kommen ja auch noch Korrekturen und zum Teil auch Elternarbeit. Es ist also nicht zu unterschätzen. Zudem finden zwei der drei Stunden auch noch am Freitag in den letzten beiden Stunden (das heißt von 15:00 bis 16:55 Uhr) statt – den undankbarsten der ganzen Woche. Hier werden Unterrichtsstunden, die über die Mindeststundenzahl hinausgehen, zwar bezahlt, aber so positiv man das auch sehen mag, so könnte man das doch mehr als Schmerzensgeld sehen.
Ein Ende in Sicht?
Irgendwann fand ich mich dann damit ab. Bei zehn Schülern*innen würde ich das schon hinkriegen. Noch dazu hatte ich die Klasse zu diesem Zeitpunkt ja auch noch nicht gesehen und konnte somit ja auch nicht wissen, wie die Arbeit mit dieser sein würde. Ich wollte den Schülern*innen erst einmal eine Chance geben.
Da erhielt ich eine Email von Seiten der stellvertretenden Schulleiterin, dass es wohl eine interessante Lösung für das Problem gäbe. Im Rahmen eines Gesprächs mit der Stellvertreterin erfuhr ich dann, dass eine Fortbilderin an unsere Schule käme, die neben der Erteilung von Fortbildungen auch eine gewisse Anzahl an Stunden zu unterrichten habe. Die könnte dann unter anderem diesen Kurs übernehmen. Wann das sein würde, stand zu dem Zeitpunkt aber nicht in Sicht. Ich sollte auch die Klasse nicht darüber informieren, da sich ja noch spontan etwas ändern könnte.
Vor circa drei Wochen enthielt ich dann aber tatsächlich die positive Nachricht, dass die Fortbilderin angekommen sei. Ich solle dann die Klasse bis zum Ende des Trimesters behalten – sprich, noch drei Wochen nach den Ferien -, bevor die Fortbilderin diese übernehmen würde. Das empfand ich als eine gute Idee, da es der Klasse und mir die Möglichkeit böte, die gemeinsame Zeit zu einem richtigen Abschluss zu bringen.
Drei Wochen werde ich auf jeden Fall schaffen. Danach werde ich hoffentlich wieder mehr Zeit haben, um meinen Unterricht angemessen vor- und nachzubereiten, die Korrekturen zu bewältigen und alle anderen anfallenden Arbeiten zu meiner persönlichen Zufriedenheit zu erledigen. Noch dazu erhoffe ich mir, auch für mich selbst wieder mehr Zeit zur Verfügung zu haben, um außerhalb der Schule meine Kraftreserven angemessen aufladen zu können.
Abschließend…
Wieder einmal hat ein Schuljahr mit einer schlechten Nachricht begonnen, aber es scheint so, als ob es bald ein Ende hätte. Die Mehrarbeit für eine zusätzliche Klasse wird wohl bald aufhören und ich werde wieder mehr Zeit für die Erledigung meiner anderen Aufgaben haben und hoffentlich auch für mehr Zeit für mich. Noch dazu kann ich es nur begrüßen, freitags nicht mehr bis zur allerletzten Stunde unterrichten zu müssen, denn das habe ich bereits im letzten Jahr als sehr undankbar und außergewöhnlich kraftraubend empfunden.
Ich wage es aber noch nicht, die Sektkorken ob der überwundenen Etappe knallen zu lassen, da die Schule leider immer mal wieder mit schlechten Nachrichten um die Ecke kommt. Schauen wir also, was das weitere Schuljahr für Überraschungen bereithalten wird.
Nachtrag: Ich hätte es wirklich besser wissen müssen…
Ha, ha, ha. Das wird so etwa Ihre Reaktion sein, wenn Sie diesen Nachtrag lesen werden. Eigentlich hatte ich den oben stehenden Artikel bereits abgeschlossen und dann kam in den letzten Tagen noch etwas dazu, was ich Ihnen nicht vorenthalten möchte:
Hatte ich nicht zuvor gesagt, dass die Stellvertreterin mir mitteilte, dass ich die zusätzliche Klasse noch bis zum Ende des Trimesters behalten würde? Tjaaaa, natürlich hat die werte Dame das vergessen beziehungsweise dachte, sie hätte klar gemacht, dass ich diese nur bis zu den vergangenen Ferien behalten würde.
Da kann man sich echt nur mit dem Kopf schütteln. Denn während der Ferien war die Klasse plötzlich aus meinem Stundenplan verschwunden und die Stellvertreterin diesbezüglich zu erreichen gelang mir auch nicht. Auch meine Klasse war irritiert, weshalb ich auch eine Email einer Schülerin der Klasse zu diesem Thema erhielt. Nach den Ferien sah ich dann die Lehrerin, die die Klasse übernehmen soll, die ebenfalls verwundert und verständlicherweise auch leicht verärgert war. Schließlich war doch vor den Ferien klar besprochen worden, dass ich das Trimester und die Unterrichtseinheit zunächst beenden würde, bevor sie in der Klasse unterrichten würde.
Das Endergebnis
Das Gespräch mit der Stellvertreterin war dann auch dementsprechend verwirrend. Wie zuvor gesagt, stellte sie es dann so dar, als hätte sie sich nur falsch ausgedrückt…, anstatt zuzugeben, dass ihr da ein Fehler unterlaufen sei beziehungsweise, dass die ursprüngliche Planung nicht umzusetzen sei. (Das hätte sie ja vorab auch einfach mal klar kommunizieren können, anstatt uns beide so völlig mit dieser Planänderung zu überraschen.)
Immerhin hat sie es mir ermöglicht, die Klasse diese Woche noch ein letztes Mal zu unterrichten, sodass ich meine Zeit mit ihnen doch noch zu einem relativ zufriedenstellenden Ende bringen und mich vor allem noch von ihnen verabschieden konnte. Ich bin zwar jetzt erleichtert, dass ich drei Stunden weniger habe (Das bedeutet nur eine statt vier Überstunden.), aber wie das zu Ende gegangen ist, finde ich wirklich nicht schön. Vor allem wurden die Schüler*innen hier völlig missachtet, denn deren Verwirrung hat deutlich gezeigt, wie wenig die Änderung kommuniziert wurde. Ich hoffe sehr für sie, dass sie diesen abrupten Wechsel schnell verwinden und sich angemessen auf ihre Arbeit konzentrieren können werden.
Herr Mess
Klingt ganz schön ruppig. Aber zumindest kannst du wieder ein bisschen Kraft finden. Ich hab mir für dieses Jahr eine Karte an den Schrank geklebt: The reward for good work is… more work. Vielleicht wäre die auch was für dich 😉
https://herrmess.de/2023/09/11/guten-start/
Laerari
Ja, so langsam kann ich wieder etwas durchschnaufen. Ich glaube, die Karte wäre echt was für mich. 😅