Es ist noch kein (Fremdsprachen-)Lehrer vom Himmel gefallen.

„Fake or fact?“ – Eine Unterrichtsstunde zum Thema Fake News 

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Sind Überschriften wie „A university banned the use of capital letters to avoid scaring students“ und „School bans parents from sports day for bad behaviour“ wahr oder falsch? Mit dieser Frage – im Rahmen eines Quizes – begann eine Unterrichtsstunde, die ich vor Kurzem in meinen beiden Englischkursen der 11. Klassenstufe erteilt habe. Anstatt dabei aber erstmal mit Definitionen, sonstigen Backgroundinformationen oder dem Vorwissen der Lernenden zum Thema Fake News zu beginnen, habe ich die Schüler*innen diesmal direkt in ein Szenario versetzt, welches der heutzutage immer wiederkehrenden Problematik entspricht: Wie kann man Fake von Fact unterscheiden?

Dabei ging es insbesondere um Nachrichten, die uns in allen Arten von Medien begegnen. Die Stunde stellte den Beginn einer Unterrichtseinheit zum Thema Fake News dar. Dabei zählte die gewählte Vorgehensweise natürlich darauf ab, die Sinnhaftigkeit dieser Aufgabe zu vermitteln. Gleichzeitig weckte sie jedoch auch das Interesse der Lernenden, wie im Folgenden deutlich werden wird.

Phase 1: „Das Headlines Quiz“

Die Idee mit Fragentypen wie den oben Genannten zu beginnen, kam mir durch das Headlines Quiz des Guardians, auf welches ich durch Zufall bei einer Onlinerecherche stieß (Link: https://www.theguardian.com/newswise/2021/feb/04/fake-or-real-headlines-quiz-newswise-2021 ). Um diesen Unterrichtseinstieg zu einem gemeinsamen „Erlebnis“ zu machen, ließ ich die Schüler*innen die acht Quizfragen in einem ersten Schritt allein und dann mit einem/r Partner*in bearbeiten.

Dies ließ folgendermaßen ab: Anstatt die Fragen auszuteilen, projizierte ich diese eine nach der anderen an das Whiteboard. Die Lernenden sollten sich dann zunächst individuell notieren, ob sie die jeweilige Überschrift als Fact oder Fake bezeichnen würden. Die Lösungen erhielten sich jedoch, anders als erwartet, nicht direkt im Anschluss an jede Frage oder am Ende des gesamten Quizes.

Dies tat ich, um ihnen (noch stärker) zu verdeutlichen, wie schwierig es eigentlich ist, den Wahrheitsgehalt einer Nachricht zu ermitteln. Ich habe sie also in Gruppen arbeiten und mit Hilfe von Tablets die Lösungen selbst herausfinden lassen. Den Kurs teilte ich in zwei Hälften, denen ich jeweils vier der Überschriften zuordnete. Innerhalb dieser Großgruppen sollten die Schüler*innen jeweils in Partnerarbeit herausfinden, ob es sich bei den jeweiligen Überschriften um echte oder falsche Neuigkeiten handelte.

Abbildung 1: „Gorilla learns to knit“

Das Meiste war einfach, doch bei einigen Überschriften haben sich die Lernenden ganz schön aufs Glatteis führen lassen. Ein Beispiel gefällig? Dass ein Gorilla lernt zu stricken, haben viele für wahr gehalten. Schließlich gäbe es da doch viele Fotos. Dass diese allerdings manipuliert waren, haben sie erst festgestellt, als ich sie erneut suchen ließ, nachdem ich manchen bei der Besprechung der Lösungen mitteilten musste, dass ihr Rechercheergebnis teilweise falsch war. Sie mussten also feststellen, dass auch sie nicht vor Falschmeldungen gefeit sind. War das Interesse bereits vorher recht deutlich zu erkennen, stieg es nun sichtlich an.

Phase 2: Das Vokabular

Im nächsten Abschnitt dieser Stunde gingen wir dann erst einmal einen Schritt zurück, um generell festzustellen, was als Fake News bezeichnet werden kann. Neben einer eigenen Definition der Schüler*innen, beschäftigten wir uns mehr mit dem Ursprung der Begrifflichkeit. Noch dazu ging es auch darum, ob es nur einen Typ Fake News gibt. Das war für die Lernenden nämlich gar nicht so einfach zu sagen. Dieser Umstand wies auf eine weitere Grundproblematik hin: Lässt sich überhaupt ein einzelner Typ Fake News ermitteln und wenn ja, welcher ist dies? 

Abbildung 2: „7 Types of Mis- and Disinformation“

Dass dies nicht der Fall ist, wurde den Schülern*innen klar, als ich ihnen ein Blatt mit den Arten von Fake News und den dazugehörigen Definitionen austeilte. Dieses finden Sie obenstehendes. Diese Typen lassen sich, wie zu erkennen ist, in misinformation und disinformation unterteilen. Bei Ersteren handelt es sich um Falschinformationen, die ohne eine bewusste Absicht des Irreführens verbreitet werden. Bei Letzteren geschieht die Verbreitung der falschen Informationen absichtlich und gezielt. Dass es von diesen Typen insgesamt sieben Stück gibt, war den Schülern*innen nicht bewusst. Und mir, ehrlich gesagt, zuvor auch nicht. Zu wenig wird über den Ursprung der Begrifflichkeit gesprochen. Dabei ist sie doch schon seit einigen Jahren in aller Munde.

Phase 3: Die Anwendung des Vokabulars

Um es nicht nur bei der bloßen Wissensvermittlung zu belassen und das Verständnis für die verschiedenen Arten von Fake News zu vertiefen, habe ich die Schüler*innen dann erneut auf eine Internetrecherche geschickt. Dies geschah wieder in Partnerarbeit. Jedem Paar wurde einer der sieben Typen von Fake News zugeteilt. Anstatt wie zuvor herauszufinden, ob eine Nachricht echt oder falsch ist, sollten sie sich nun gezielt auf die Suche nach Falschinformationen machen, die der ihnen zugewiesenen Fake News-Art entsprach.

Das konnte also sein, dass sie nach fabricated content suchen sollten, um genauer zu verstehen, was an diesem Inhalt denn nun falsch ist und vor allem auch, inwiefern dieser schädigt. Warum ist das Publizieren derartiger Inhalte so problematisch? Wie schwer oder wie leicht ist es, diese Nachrichten als fake zu identifizieren? Mit diesen Fragestellungen sollten sich die Schüler*innen also auf Recherche begeben.

Phase 4: Abschluss

Zum Schluss sollten die Lernenden ihre Funde vorstellen und erklären, inwiefern diese der ihnen zugeteilten Art von Fake News entsprechen. Die Vorstellung geschah anhand der vorherigen Leitfragen. Das globale Ergebnis war, dass einige Inhalte leicht als falsch zu identifizieren sind, andere aber eben nicht. Manchen Lernenden gelang es sogar nicht, etwas in ihrem Bereich zu finden. Da habe ich dann natürlich unterstützt. Im Umkehrschluss kann dies ja durchaus zeigen, dass die Schüler*innen, sollten sie außerhalb meines Unterrichts auf einen derartigen Beitrag stoßen, nicht unbedingt erkennen würden, dass es sich hierbei um eine Falschnachricht handelt, oder erst viel später.

Im Rahmen der abschließenden Reflexion ließ ich die Schüler*innen noch sagen, welcher dieser sieben Typen ihrer Meinung am gefährlichsten ist. Selbstverständlich sollten sie dies auch begründen. Dabei gab es in keinem der beiden Kurse eine einheitliche Meinung. Bei so vielen verschiedenen Arten von Fake News nur wenig verwunderlich. In einer der beiden Gruppen wurde sogar noch länger diskutiert, welcher Typ denn nun die größte Gefahr darstellt. Dabei habe ich die Schüler*innen nicht unterbrochen, da eine derartig kritische Auseinandersetzung mit dem Thema ja nur wünschenswert ist.

Abschließend…

Diesen Beginn der Unterrichtseinheit zum Thema Fake News hatte ich eigentlich für eine Stunde geplant. Dabei hatte ich aber nicht berücksichtigt, wieviel Zeit die Schüler*innen für ihre Onlinerecherche benötigen würden. Insgesamt wurde es dann in beiden Kursen eine Doppelstunde. Beim Anblick der Begeisterung, mit der ein Großteil der Lernenden dabei an die Sache ging, war es mir das aber wert.

Dieser Eindruck wurde mir sogar direkt widergespiegelt. Zum einen erhielt ich von den Schüler*innen im Rahmen einer Feedbackrunde viele begeisterte Reaktionen, zum anderen hat sich ein Schüler im Anschluss an diese Doppelstunde sogar bei mir bedankt und mir gesagt, wie interessant er es fand. Bestimmt waren nicht alle gleichermaßen motiviert, aber mal direktes Lob zu erhalten, hat natürlich gut getan. 

Wegen dieses positiven Resümees musste ich diese Doppelstunde auch unbedingt mit Ihnen, meine sehr geehrten Leser*innen, teilen. Um ehrlich zu sein, hat mich diese (Doppel-)Stunde auch selbst sehr motiviert. Ich bin mir sicher, dass ich als Schülerin, wenn ich diese Stunde erlebt hätte, garantiert sehr euphorisch gewesen wäre. Vielleicht konnte ich Sie ja sogar etwas inspirieren. Auf jeden Fall: Sollten Sie Tipps haben zu diesem Thema, so würde ich mir sehr über einen Austausch freuen.

Abbildungsverzeichnis:

  • Abbildung 1: „Gorilla learns to knit“ (Quelle: theguardian.com), unter: https://www.theguardian.com/newswise/2021/feb/04/fake-or-real-headlines-quiz-newswise-2021 (letzter Zugruff: 03.01.2024)
  • Abbildung 2: Manescau, Gaël; Aufauvre, Vincent; Badet, Maxime; Chourgnoz, Laure; Garcia-Fernandez, Héliette; Hart, Kathryn; Poirion, Gaël; Trouillard, Yasmine; Yeretzian, Anaïs; Jobert, Manuel (2019): „7 Types of Mis- and Disinformation“ in Hit the Road! Anglais 1re B1/B2. Paris: Magnard, S. 120.

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  1. Toll gemacht! Zu fake news mach ich was Ähnliches in der Oberstufe. Als Trump noch bei Twitter war, konnte man damit hervorragend spielen. Ich ließ gefälschte Trump Tweets von den Schülern erstellen. Die habe ich mit echten gemischt und der Kurs musste zum Abschluss rausfinden, welche von den ganzen Tweets echt sind und welche von ihnen. War immer ein Heidenspaß!

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