Ich muss hier mal ein bisschen meinem Ärger und auch meiner Enttäuschung Luft machen. Denn eine Sache, der ich überwiegend mit Vorfreude entgegenblickte, hat sich inzwischen mehr oder weniger als Enttäuschung erwiesen. Dabei handelt es sich um Tablets, die uns Fremdsprachenlehrkräften seit diesem Schuljahr zur Verfügung stehen.
Natürlich wurde uns wärmstens ans Herz gelegt, diese auch recht bald im Unterricht einzusetzen. Erst war ich etwas unsicher, wie ich dieses Medium sinnvoll einsetzen könnte. Aber als ich dann Ideen hatte, war ich gespannt auf den ersten Einsatz in einigen meiner Klassen. Ich hoffte, dass die Schüler*innen genauso interessiert daran sein würden wie ich.
Yea, Tablets!
Trotz meiner Unsicherheit war ich gleichzeitig aber auch euphorisch. Endlich mal was anderes. Noch dazu musste ich so nicht mehr die Informatikräume im Voraus buchen, wo man dann erstmal Ewigkeiten darauf warten muss, dass sich die ollen Maschinen dazu bewegen lassen zu funktionieren. Mit Spontaneität ist da nichts.
Dank der Tablets wurde dies nun aber anders: Man kann spontan bei den Informatikern reinschauen, um sich die gewünschte Anzahl an Tablets zu leihen. Noch dazu können die Schüler*innen quasi mit einem Knopfdruck ins Internet. Alles geht viel schneller. Kein ewiges Warten mehr. Und in den ersten Stunden sah ich den Lernenden auch an, dass die Nutzung der Tablets zu einem deutlichen Anstieg der Motivation führte.
Nay, Tablets!
Leider hielt das nicht lange an. Nach ein paar Wochen stellte ich fest, dass einige Schüler*innen die Tablets nicht mehr (nur) zum Arbeiten verwendeten. Plötzlich machten sie heimlich Fotos von den anderen im Raum befindlichen Personen – ja, mich eingeschlossen. Einem Schüler musste ich das Gerät sogar wegnehmen, weil er sich trotz Ermahnung nicht an die Regeln hielt. Auch hörte man, dass bei einigen Schülern*innen plötzlich das Tablet klingelte, weil jemand von einem anderen Gerät aus anrief. Diejenigen, die wirklich arbeiten wollten, wurden durch diese Aktionen natürlich erheblich gestört. Manchen war es auch sichtlich peinlich, wenn ihr Tablet plötzlich klingelte, da sie dafür ja schließlich nichts konnten.
Ich wurde stetig unsicherer, was den Einsatz von Tablets in meinem Unterricht anging. So sehr, dass ich in einer Klasse schließlich vollends darauf verzichtete. Und am vergangenen Donnerstag wurde es dann noch schlimmer: Einige Schüler*innen konnten die Tablets nicht mehr entsperren. Was war passiert? Schüler*innen in anderen Klassen hatten tatsächlich die PIN-Nummer einiger Geräte geändert. Das habe ich durch ein Gespräch mit den Informatikern im Anschluss an diese Stunde erfahren. Es klingt zwar übertrieben, aber ich war fassungslos.
Eine herbe Enttäuschung
Mich enttäuscht das so sehr. Alles, was man tut, um den Unterricht interessanter und interaktiver zu gestalten, muss direkt wieder sabotiert werden. Das muss ich tatsächlich nur allzu oft feststellen. Für einige Klassen habe ich nun wieder Informatikräume gebucht, weil ich einfach keinerlei Lust habe, permanent durch die Gänge zwischen den Tischen zu schleichen, um zu kontrollieren, ob die Schüler*innen das Tablet wirklich nur für die gewünschte Aufgabe nutzen.
Wir wissen ja aber auch, dass eine derartige Kontrolle nur begrenzt möglich ist. Schließlich kann man ja mit einem Klick auf eine andere Seite wechseln. Natürlich ist es auch auf PCs nicht einfach, anderweitige Beschäftigungen zu verhindern. Zumindest können die Lernenden hier aber keine Fotos mehr voneinander machen oder sich gegenseitig anrufen.
Es ist so schade, dass es immer wieder irgendwelche Leute gibt, die alles stören müssen. Das Problem ist noch dazu, dass man diese oftmals gar nicht identifizieren kann. Woher der Anruf kam, kann ich nicht belegen. Ich werde auch nicht alle Tablets auf etwaige Fotos hin untersuchen (können). Das bedeutet, dass man diejenigen, die sich nicht an die Regeln halten, auch nicht direkt auf ihr Fehlverhalten ansprechen kann.
Abschließend…
Die Leidtragenden sind, wie immer, diejenigen, die wirklich arbeiten und vorankommen möchten. Und um die tut‘s mir leid. Aber ich muss auch an mein eigenes Wohlergehen denken: Wie ein Spürhund um die Tische zu schleichen und wie verrückt nach links und rechts zu schauen, im Versuch, alle Bildschirme gleichzeitig im Blick zu behalten, kann auf Dauer nicht gut sein. Und funktionieren wird es höchstwahrscheinlich auch nicht.
Da treffe ich lieber Vorkehrungen, als mich jedes Mal zu ärgern. Die Tablets werde ich nur noch in den Klassen einsetzen, auf die ich mich verlassen kann. So werde ich dieses Medium zumindest etwas verwenden können. Einen bitteren Nachgeschmack hinterlassen hat das Ganze aber definitiv.
Abbildungsverzeichnis:
- Abbildung 1: „Tablet im Unterricht“ (Quelle: www.freepik.com), unter: https://www.freepik.com/free-photo/notebook-near-tablet-folders_2475442.htm# (Zugriff: 02.12.2023)
Herr Mess
Tut mir sehr leid das zu hören. Läuft das in den anderen Klassen auch so, wo die Dinge eingesetzt werden? Werden die Dinger über ein Managementsystem gewartet, so dass man eventuelle Zusatzfunktion einfach ausstellen könnte? Frag da mal nach, da lässt sich ganz vieles einfach Software mäßig unterbinden . dann ist ganz schnell vorbei mit dem Ärger.
Laerari
Danke für deine lieben Worte.
Nach dem, was ich erfahren habe, geht es auch in vielen anderen Klassen so. Ich habe die Tablets bisher in sechs Klassen eingesetzt und weiß mit Sicherheit zu sagen, dass drei davon wie gefordert mit den Geräten gearbeitet haben. Enttäuscht haben mich insbesondere zwei Klassen, wo die besagten Probleme auftraten.
Wie die Geräte gewartet werden, weiß ich nicht, aber das werde ich schnellstens in Erfahrung bringen. Vielen Dank für deinen Tipp. Ich hoffe sehr, dass der Ärger schnell vorbei ist und ich wieder mit den Tablets arbeiten kann, ohne mir permanent Sorgen zu machen.